Dienstag, 20. August 2013

Pucallpa - el puerto de la Selva (Pucallpa - der Hafen des Urwalds)


Hier möchte ich kurz ein paar Charakteristika Pucallpas vorstellen,
damit meine anderen Peru-Freiwilligen und ihr zu Hause in Deutschland euch ein Bild von der Stadt und der Umgebung machen könnt. 


Der Name "Pucallpa" setzt sich aus den beiden Quechua-Wörtern "Puka" und "Allpa" zusammen und heißt in etwa "farbige Erde (tierra colorada)". Ich finde diese Namensgebung sehr passend, weil es hier vor allem in der Trockenzeit sehr staubig ist. Ihr seht auf den Bildern, wie sich auf den Pflanzen am Straßenrand eine dicke Staubschicht gebildet hat. Immer wenn ein Auto vorbeifährt, dann entsteht für die nächsten 30 Sekunden eine Art Staubnebel.

 Der am weitesten verbreitete Vogel Pucallpas ist, wie ich zuvor schon erwähnt hatte der Geier. Dieses Prachtexemplar eines Tukans sieht man hingegen nicht alltäglich. Wer Fotos von ihm machen möchte, muss in den "Parque Natural", den Zoo Pucallpas gehen. Dort findet man Schlangen, Wildkatzen, Vögel, Kaimane, Schildkröten, riesige Ratten, Affen, Wildschweine und vieles mehr. Allerdings leben viele Tiere in winzigen Käfigen, die natürlich nicht artgerecht sind. 

Das "Paraíso" ist das einzige mir bekannte vegetarische Restaurant in Pucallpa. Man kann dort frühstücken, Fruchtsäfte und Joghurt aller Art zu sich nehmen und zu Mittag essen. Es ist meiner Meinung nach das einzige Restaurant hier, wo man ein einigermaßen gesundes Essen zu sich nehmen kann. Die meisten Besucher sind überraschenderweise (Vorsicht Ironie^^) Ausländer. Damit hätte ich jetzt so gar nicht gerechnet (Sarkasmusschild in die Höhe).


Das ist der Markt im Stadtteil Yarinacocha, in dem ich lebe. Sonderlich hygienisch ist der nicht und es stinkt immer ein wenig, wenn man ihn betritt. Schuld daran ist vor allem der Fisch, der dort verkauft wird. 

Auch in Pucallpa ist die Kochbanane weit verbreitet. Sie werden in großen Mengen am Markt angeboten. Allerdings sind sie in Pucallpa doppelt so teuer, wie in Tarapoto. Ein Bündel aus 5,6 Kochbananen kostet 2 Soles! So eine Unverschämtheit!

Kommen wir zu den hässlichen Seiten der Stadt. Überall liegt Müll herum und keine hält sich an irgendwelche Vorschriften. Die Autos für den Shuttle-Service in die indigenen Gemeinden werden mit mindestens 6 Leuten plus 2,3 Passagieren im Kofferraum vollgestopft und ans Anschnellen denkt sowieso niemand. Du wirst sehr komisch angesehen, wenn du dich anschnallen möchtest. 
Dieses Bild fand ich sehr passend um beide Phänomene zu beschreiben. 
An der Wand steht "no botar basura" (dt.: hier keine Müllentsorgung"), doch direkt davor türmen sich Berge voller Abfall. Verzweifelt hat irgendjemand daneben geschrieben "no botar basura, Carajo!"(" hier keine Müllentsorgung, verdammt noch mal!"). Das ist so typisch und ich muss jedes Mal schmunzeln, wenn ich die Aufschriften lese. Manchmal pickt auch noch eine Horde von Geiern im Müll herum.  

Die Regenwasserrinnen am Straßenrand sehen auch nicht gerade appetitlich aus und der Geruch ist dementsprechend. ^^  Auch der nahgelegene See ist total verschmutzt, weil dort das ganze Abwasser hineingeleitet wird. Ich würde daher niemandem empfehlen, dort baden zu gehen.

Ich möchte mich zum Schluss noch einmal auf den Titel dieses Blogeintrags beziehen. Pucallpa besitzt zwei Häfen. Einen Kleinen an dem großen See im Stadtteil Yarinacocha und einen großen am Amazonas Zufluss Ucayali. Von dort aus fahren Boote und Schiffe gen Iquitos oder Richtung Süden ins Andenhochland. Von hieraus kann man mit dem Boot einige Ziele erreichen und Pucallpa ist neben Iquitos die wichtigste Flusshafenstadt Perus. 

Ich hoffe ihr konntet euch ein Bild von der Stadt machen. Ich habe versucht positive und negative Aspekte zu mischen, auch wenn die negativen Aspekte wahrscheinlich etwas prägnanter waren. 

Man sieht sich in zwei Wochen in Berlin! 
Liebe Grüße 

Rubén 

Montag, 19. August 2013

Fauxpas und Eigenheiten




Das ist ein 100 Soles Schein

Er ist umgerechnet je nach Kurs zwischen 25 und 30 € wert.

Da in Peru allerdings alles viel billiger ist als in Deutschland, kann man damit ungefähr so viel kaufen wie mit 100 €. 

Es ist der zweithöchste Schein. Darüber gibt es nur den 200 Sol Schein, den ich aber ehrlich gesagt noch nie gesehen habe. 

Warum schreibe ich das eigentlich alles?  

Nunja, wenn man in Besitz des 100 Soles Scheins ist, dann hat man meistens ein Problem. Bis auf die Supermärkte kann ihn dir niemand wechseln! Leider spucken die Geldautomaten aber meistens nur Hunderter aus. Es ist ein Dilemma! Im Folgenden bescheibe ich eine alltägliche Situation in Pucallpa oder auch in Tarapoto....


Rubén geht in eine Bodega (ein Tante-Emma-Laden), um sich Eier zu kaufen.

Rubén: Ich hätte gerne für 1 Sol Eier (entspricht in Pucallpa drei und in Tarapoto meistens vier Eiern) 

Verkäufer/in (meistens sind es Frauen) holt eine Plastiktüte hervor und packt drei (in Tarapoto vier) Eier hinein

Verkäufer/in: Das macht einen Sol. 

Rubén zückt einen Zwanziger (!), woraufhin der/die Verkäufer/in ihn vorwurfsvoll ansieht, als hätte er ihr/ihm etwas getan. 



Verkäufer/in: Hast du kein Kleingeld? 

Rubén: Nein

Rubén (in Gedanken): Wenn ich Kleingeld hätte, würde ich es dir doch geben Schwachkopf! Diese dämliche Frage jedes Mal geht mir total auf die Nerven. 

Verkäufer/in: Du musst Kleingeld haben, sonst kann ich dir das nicht verkaufen. 

Rubén verdreht die Augen

Rubén: Aber sie haben doch Wechselgeld

Verkäufer/in: Ja, aber dann bleib ich ja ohne alles zurück

Rubén(in Gedanken): tolle Logik

Rubén tritt ab


Diese Situation ist alltäglich. Wer kein Kleingeld hat, bekommt häufig Probleme und andererseits kommt man über den Geldautomaten nur an große Scheine. Es ist mir auch schon passiert, dass mein Geldschein nicht angenommen wurde, weil er zwei winzige Löcher hatte. Da mir den niemand abnehmen wollte, musste ich ihn zur Bank bringen, wo sie ihn mir umgetauscht haben. 
Ich mache es jetzt immer so, dass wenn ich z.B. Brot kaufe zuerst die Waren entgegennehme und am besten schonmal anfange ein Brötchen zu essen. Dann kann der/die Verkäufer/in mir meine Bezahlung nicht mehr verweigern, weil ich die Ware nicht mehr zurückgeben kann. 
;) 

Hier noch ein paar Vokabelhilfen, um peinlich Fauxpas zu vermeiden. ^^

Das Kleingeld heißt nicht etwa "dinero pequeño", sondern "sencillo".
"Hast du's mal klein?" heißt daher auch nicht "lo tienes pequeño?" (Das kann zu einem sehr peinlichen Fauxpas werden!), sondern "tienes sencillo" 

Es gibt noch ein paar potentielle Fauxpas

wär an das englische Wort "embarrassed" im Sinne von "in Verlegenheit gebracht" denkt und es im spanischen als "embarazado,-a" übersetzen will, wird wohl auch einiges an Gelächter ernten. "embarazada" bedeutet nämlich seltsamerweise "schwanger". "avergonzado" wäre der adäquate Ausdruck für "verlegen, peinlich berührt".

"aufgeregt" heißt im spanischen auch nicht etwa "excitado,-a", wie man es vom englischen "excited" ableiten könnte. Man könnte sagen "alterado,-a" oder "emocionado,-a". "Excitado,-a" heißt hingegen ausschließlich (sexuell) "erregt" (was das englische "excited" auch bedeuten kann). Also sagt nicht, das ihr vor einer Prüfung total "excitado,-a"seid. Das versteht man falsch.

...
Doch Spanisch ist so vielfältig, weil es über so viele verschiedene Staaten hinweg gesprochen wird. In Chile und Peru heißt die Avocado Palta, während man in Mexiko Aguacate sagt. Es ist nur eines von vielen Beispielen die untersteichen, wie unterschiedlich die Sprache sein kann. Manche Begriff sind auch innerhalb eines Landes verschieden.

Dienstag, 30. Juli 2013

Meine aktuelle Arbeit in Pucallpa

Hallo alle zusammen!

Ich werde euch in diesem besonders bildhaften Blogeintrag zeigen, an welchem Projekt ich gerade in Pucallpa arbeite.
Die Partnerorganisation ist eine NGO mit dem Namen "Alianza Arkana". Es ist eine peruanische Organisation, deren Chefs allerdings zu großen Teilen aus den USA oder England stammen. Prinzipiell ist die Philosophie der Alianza, dass man versucht, ein gesundes, nachhaltiges Leben in den indigenen Gemeinden rund um Pucallpa zu gestalten. Dabei soll einerseits auf westliches, modernes Wissen zurückgegriffen werden und andererseits die Tradition der Shipibo (Der Name des indigenen Stammes) bewahrt werden.
Genauere Informationen über die Arbeit der NGO könnt ihr auch der Homepage entnehmen, auf der die verschiedenen Bereiche dargestellt sind, in denen "Alianza Arkana" arbeitet und kooperiert.   http://alianzaarkana.org/

Der Bau eines Trockenklos für die indigene Gemeinde "San Francisco de Asís" 




Zunächst mussten wir den Ort säubern, auf dem unsere Latrine gebaut werden sollte. Da es sich bei dem Ort, um den Müllplatz der ehemaligen Dorfklinik handelte, lag dort alles voll mit Plastikverpackungen und Flaschen. Die erste Arbeit war also das Aufsammeln von Müll und das Ebnen der Fläche für unsere Toilette.



Die Toilette sollte auf einer quadratischen Grundfläche von 3x3 Metern erbaut werden. Also maßen wir diese Fläche ab, und begannen dann außen einen 10 cm tiefen Graben zu graben. Diesen füllten wir mit sogenannten "Ecoladrillos" (Plastikflaschen mit anorganischem Müll gefüllt, die anstelle von Steinen fürs zementieren verwendet werden). Dieser Steinersatz in der Zementkonstruktion ist ein wichtiger Inhalt der Nachhaltigkeitsarbeit in den indigenen Gemeinden. Die Verwendung der mit Müll gefüllten Plastikflaschen in Hauskonstruktionen stellt eine gute Möglichkeit des Recyclings dar.

 


Hier sieht man, wie ich Beton mit der Schaufel anrühre und wir die fertige Mischung mit Handschuhen über die "Ecoladrillos" verteilen.



In den noch nicht harten Zement wurden dann einige Stahlstäbe gesteckt, die für die kommende Konstruktion als wichtige Säulen dienen. 




Es wird nun ein stramm gespanntes Drahtnetz an den Stahlsäulen mit Draht befestigt. Die Plastikflaschen werden daraufhin mit einem Plastikband in das Drahtnetz der Reihe nach eingehakt bis man eine ganze Reihe gefüllt hat. Wie ihr sehen könnt, stapelt man vier Reihen "Ecoladrillos" übereinander um den ganzen Platz voll auszunutzen.


...
Das Fundament und das Gerüst für die Zementwände sind nun fertig und von hier an habe ich leider keine Fotos mehr vom Arbeitsprozesse gemacht. Daher kann ich kurz beschreiben, was passiert ist.
Wir haben das Gerüst zementiert und trocknen lassen. Die ungefähr ein Meter hohen Zementwände wurden dann von den anderen noch offenen Seiten und von oben mit Holz geschlossen. Dieser Raum soll die Exkremente auffangen, die beim Stuhlgang entstehen. Damit es nicht so sehr stinkt bedeckt man alles nach dem Geschäft mit einer guten Schicht Sägespäne.
Nun musste die zweite Etage noch gebaut werden. Das bedeutet also der Ort, wo man sein Geschäft erledigt. Dafür haben wir Bambussäulen aufgestellt und Wände aus "Caña brava"  (eine, dem Zuckerrohr ähnliche Pflanze) geflochten. Das war viel Arbeit, hat aber Spaß gemacht und am Ende sieht es echt schön aus...


Leonardo (da Vinci^^), unser Maler 



Hier sind einige meiner Arbeitskollegen gerade dabei, die Caña brava zu flechten und mit Nägeln am hölzernen Türrahmen zu befestigen.



Und so sieht es von innen aus! Es fehlen allerdings noch die Klobrille und der Deckel, die hier auf dem Foto noch nicht zu sehen sind. Alles ganz edel eingerichtet, wie man sehen kann.



Das ist das fertige Resultat nach fünf Wochen Arbeit!

Insgesamt betrachtet war es für mich echt eine tolle Erfahrung an der Konstruktion eines Trockenklos mitzuarbeiten, weil ich diese Art von Arbeit noch nie vorher gemacht habe. Ich habe hier z.B. zum ersten Mal eine Bohrmaschine bedient und bin mittlerweile mit der Machete oder dem Hammer schon etwas vertrauter. 
Allerdings kann diese Unkenntnis von manchen Dingen auch manchmal dazu führen, dass man sich etwas fehl am Platz fühlt oder für manche Arbeiten vom Boss nicht als ausreichend qualifiziert angesehen wird. Trotzdem kann ich im Endeffekt sagen: Das war's wert! 

Liebe Grüße aus dem hässlichen, außergewöhnlichen Pucallpa 

Euer Rubén 


Montag, 15. Juli 2013

Es hat sich etwas geändert...


24. Juni 2013 

Hektik, Stress und Unsicherheit angesichts des Gewichts meines Koffers. Ich hoffe, nicht noch mehr Sachen zu finden, die in den Koffer müssen und das noch immer unbekannte Gewicht in die Höhe treiben.
Dann gehe ich zur Notaufnahme der Klinik gegenüber, weil die dort eine Waage haben. Ein bisschen dreist bitte ich darum, meinen Koffer wiegen zu dürfen, doch die Schwester hat aufgrund des geringen Auflaufs kein Problem damit...

23,7 Kilo und es fehlt immer noch ein Teil meiner Wäsche, die noch zum Trocknen an der Leine hängt! Gequält suche ich mein Flugticket, auf dem steht wie viel Kilo Gepäck erlaubt sind.
25 Kilo! Ich atme auf.
Wiegt die restliche Wäsche vielleicht nur 1,3 Kilo? Ich glaube kaum.
Ich überlege, was ich noch alles in mein Handgepäck verfrachten kann, doch der Rucksack mit Trompete und Laptop platzt aus allen Nähten. Naja, ein oder zwei kurze Hosen kriege ich dann doch noch in die Zwischenräume gestopft, jetzt nur noch den Reißverschluss zubekommen und alles ist erst einmal verstaut. Doch wenn das so einfach wäre, bei den Massen an Gepäck...

Als ich dann endlich im Flugzeug saß und mein Koffer trotz 27 Kilo Gewicht angenommen wurde, konnte ich endlich einmal entspannen. Zu lange hatte ich das Packen des Koffers herausgezögert und dadurch fiel die ganze Arbeit an den Schluss. Aber wer macht das nicht gerne. Lieber hatte ich mich einmal von allen verabschiedet. Von der Aldea (dem Kinderdorf), auch wenn das ganz schön seltsam für mich war, von meinen Studenten von der Universität, von Percy und meinen Musikern und natürlich auch von Annikas Gastfamilie, der ich sehr dankbar dafür bin, dass ich ihr Fahrrad 10 Monate lang benutzen durfte. Trotz all dieser Verabschiedungen, an die ich mich im Nachhinein mit sentimentaler Romantik zurückerinnere, war meine Entscheidung sofort gefällt, als ich die Möglichkeit bekam, zu wechseln... 


"Was ist eigentlich passiert?"Werden sich nun einige fragen.
Wenn sie zu denjenigen gehören, die noch nichts davon wissen, dann werden sie sich vielleicht denken: "Was für einen Mist labert der da eigentlich? Sein Rückflug ist doch erst im September!"
Das stimmt auch. Mein Flug geht erst am 1.9. und bis dahin fehlen noch gut zwei Monate. Allerdings bekam ich die Möglichkeit, für die letzten zwei Monate meinen Arbeitsplatz und Wohnsitz von Tarapoto in eine andere Stadt zu verlegen und da so ein Angebot nicht zweimal kommt, hab ich es mir nicht entgehen lassen. Deshalb müssen einige mit großem Erstaunen feststellen: Rubén verlässt Tarapoto.


Alles fing damit an, dass ich nicht mehr auf dem Bio-Bauernhof  "Wayra Sacha" (quechua für "Wald des Windes") arbeiten sollte, weil es zu viele Freiwillige gab. Am Tag zuvor wurde ich bei der Feldarbeit von drei echten Killerwespen (Huayranga) gestochen. Meine linke Hand war infolgedessen ziemlich angeschwollen, juckte fürchterlich und vor allem in den ersten zwanzig Minuten war der Schmerz durch den Wespenstich kaum zu ertragen. Am nächsten Tag, noch immer angeschlagen von dem Stich, wurde mir dann mitgeteilt, dass ich ab nächster Woche nicht mehr zum Arbeiten aufs Land fahren solle.
Irgendwie kam dies mit einer Feuerung gleich, da ich noch andere Gründe neben der fehlenden Kapazität vermutete. Ich war also alles andere als zufrieden damit, hatte ich doch immer Spaß an der Arbeit auf dem Bauernhof gehabt und sehr viele interessante, neue Leute kennen gelernt.

Es galt nun etwas Neues zu suchen, doch ganz so einfach war das leider nicht. Meine Chefin hat mich dann angerufen und mir ein Angebot unterbreitet, dass ich nicht ablehnen konnte.

In Pucallpa, einer anderen Urwaldstadt weiter südlich hat die GIZ drei weitere Freiwillige. Einer von ihnen hatte die Idee, ich könne ihn doch bei seinem Projekt in einer Permakultur unterstützen. Zunächst gefiel mir die Idee nach Pucallpa zu ziehen nicht so gut, hatte ich doch schon einiges Negatives über diese Stadt auf den beiden Zwischenseminaren gehört. Jedoch war ich von meinem Projekt in Tarapoto nicht ganz zufrieden und hatte auch keine Vorstellung, wie es dort arbeitsmäßig weitergehen sollte.
Also dachte ich, die Erfahrung in einer anderen Stadt zu leben und diese kennen zulernen bekommt man nicht alle Tage. Der Entschluss war also gefasst und die Flugtickets gekauft...



Die "Plaza de Armas" Pucallpas mit Kathedrale (rechts hinten) und Rathaus (links hinten)

Pucallpa, mein neues Zuhause, ist äußerlich stark von Geiern und Straßenhunden geprägt5. Vor allem in Nebenstraßen findet man davon eine Menge.
Im Gegensatz zu Tarapoto ist Pucallpa allerdings eine echte Großstadt, die man nicht mal ebenso durchqueren kann. Trotzdem fehlt es hier noch gewaltig an Infrastruktur. Außerhalb des Stadtzentrums sind nur noch die Hauptstraßen asphaltiert und wenn man in ein außerhalb gelegenes Dorf fahren möchte, kann man sich dies bei Regen abschminken, weil die Straße dann eine einzige Matsch-brühe ist.
Das klingt jetzt alles sehr negativ und es ist wirklich schwer etwas Positives über diese Stadt zu schreiben, doch es gibt auch die schönen Ecken dieser Stadt. Sei es eine nette Bar, Eisdiele oder ein Restaurant mit gutem Essen.
Dann gilt es zu sagen, dass Pucallpa mitten in der Entwicklung steckt. Eine Fußgängerzone ist gerade am Entstehen und in die kommenden Monaten werden hier Supermärkte und Kinos aufmachen, die das Stadtbild natürlich verändern werden. Es wäre spannend dies zu beobachten, aber ich glaube bis dahin bin ich auch schon wieder weg.
Der Hafen ist für mich auch ein schöner Ort, von wo aus man auf den wahnsinnig breiten Ucayali (einer von den beiden großen Flüssen, die später den Amazonas bilden) blicken kann.
Ein letzter Punkt, der für den Aufenthalt hier spricht, ist das schöne große Haus, in dem ich mit meinen drei Mitfreiwilligen wohne. Allerdings werden sie sich diesen Freitag auf den Nachhauseweg machen. Das Jahr ist für sie dann schon vorbei und mir bleibt noch gut ein Monat hier....

Pucallpa - Eine Urwaldstadt ohne Urwald

Es grüßt euch!
Rubén

Sonntag, 9. Juni 2013

Ja, ich lebe noch...

Hey Leute,

Es ist seit meinem letzten Eintrag ziemlich viel Zeit vergangen und einige dachten wahrscheinlich schon, dass der Blog "Ruben in Tarapoto" seinen Geist aufgegeben hat.
Ich möchte jetzt hier auch nicht hundert Gründe nennen, um das Aussetzen des Bloggens zu rechtfertigen. Andererseits habe ich auch nicht vor all die Zeit, die vergangen ist ausführlich nachzuerzählen.
Dass ich nicht mehr geschrieben habe, hängt nämlich auch damit zusammen, dass es mir teilweise nicht so gut ging oder einfach auch nicht mehr so viel passiert ist.

Deshalb kann ich die vergangene Monate ganz kurz und knackig so zusammenfassen:

Februar: Ein kompletter Reisemonat für mich.
Über Lima führt mich der Weg nach Santiago de Chile und von da aus in den Süden des Landes. Einerseits ist die langersehnte Reise mit den üblichen romantischen Idealien Chiles aus meiner Kindheit übersäht. Andererseits wird vieles überschattet von einem sehr unsicheren Gesundheitszustand meinerseits, der schon im vorherigen Blogeintrag etwas thematisiert wird.


Companero Allende und ich hinter dem Moneda-Palast, dem chilenischen Regierungsgebäude, in dem jener Präsident im Jahre 1973 angesichts des Militärputsches Selbstmord begangen hat. 


Die chilenische Nationalblume, die "Copihue"


Das ist das Ferienhaus meiner Großeltern am "Lago Lanalhue" (See Lanalhue)


März: Dieser Monat war ziemlich öde. 
Meine Krankheit wirkte noch nach. Nachdem ich wegen den Parasiten und meiner Bronchitis viel Antibiotika schlucken musste, war meine Leber infolgedessen etwas entzündet. Zunehmend spüre ich auch weniger Motivation für meine Arbeit und irgendwie bedingt sich alles. Gleichzeitig fange ich ein Band-Projekt mit ein paar Musikern an und meine Arbeitszeit im Kinderdorf wird endlich auf drei Tage die Woche reduziert. An den anderen beiden Wochentage gehe ich auf einer Ökologischen Farm bei einem Bio Bauern arbeiten, der gleichzeitig den Standort für Ökotourismus nutzen möchte. 
http://www.wayrasacha.com.pe/ (Die eigene Homepage des Standorts für Interessierte)


Das "Bauernhaus". Es besteht zum größten Teil aus Bambus und anderem Holz. Die Familie, der die Farm gehört hat aber auch einen anderen Wohnsitz in der Stadt. 


Der Kaffeanbau auf dem Land



April: Meine gesundheitliche Situation stabilisiert sich.
Ein epischer Nirvana-Arbeit in Tarapoto und zufriedenstellendere Arbeitsverhältnisse tragen dazu bei, dass sich meine Stimmung wieder hebt.
ich fange im April an, jeden Freitag mit Sophie zusammen Deutschunterricht an der staatlichen Universität Tarapoto zu geben.


"Professor Ruben" mit den Deutschstudenten 


Mai: Das zweite Zwischenseminar in Lima mit allen Mitfreiwilligen
Ich bekomme ein ganz anderes Gesicht von Peru mit und lerne viel über die Zeit des Terrorismus in den 80er Jahren.
Anschließend geht es für fünf Tage nach Arequipa, wo ich mich mit meiner alten Gastfamilie rund um Mauricio (einige von euch werden sich noch an ihn erinnern^^) und anderen Freunden treffe. Außerdem mache ich eine epische Downhill-Fahrradtour auf dem Vulkan Chachani (6075m).
In Tarapoto wieder angekommen, lerne ich auch endlich mal die Huacamaillo-Wasserfälle kennen, die sich in San Antonio in der Nähe von Tarapoto befinden.


Abimael Guzman, der Terroristenführer des Sendero Luminoso in den 80er Jahren
(Wenn euch die Zeit des Terrorismus in Peru genauer interessiert und ihr etwas spanisch könnt empfehle ich euch den Film "la boca del lobo". Der ist auf Sophies Blog verlinkt http://vida-tarapotina.blogspot.com/)


Im "Parque de las Aguas" in Lima. 
Dort werden Wassershows mit Lichteffekten gemacht, die eine große Touristenattraktion darstellen. 


Das ist "Rabbit" unser neuer Mitbewohner, der ordentlich und eigentlich rund um die Uhr alles frisst, was man ihm hinwirft. 


Dieser Wasserfall ist einfach wunderschön. Man kann so super im tiefen Wasser schwimmen und tauchen und gleichzeitig hat man eine Art Sandstrand zum Abhängen in der Nähe.


Jetzt ist Juni und es ist aktuell sehr regnerisch und gar nicht mal so heiß. Meine Zeit hier verstreicht so langsam und eigentlich fühl ich mich z.Zt. so, als würde ich mich gerade erst so richtig an das Klima und die Stadt gewöhnen.
Draußen schüttet es wortwörtlich wie aus Eimern und keiner geht mehr vor die Haustür. Das Paradoxe an dem Wetter ist, dass es gerade an besonders regnerischen Tagen kaum Leitungswasser gibt und dies u.a. dazu führt, dass man mit dem letzten übrigen zusammengesammelten Wasser mit unzureichender Hygiene kochen und alles Waschen bzw. Putzen einstellen muss. Die eigene Körperpflege kann man dann natürlich auch vergessen.
Hier wird mir besonders gut klar, wie viel Wasser ich sonst bei freier Verfügbarkeit verbrauche. Manchmal steh ich mit einer 2 Liter Flasche für meinen Abwasch da und es reicht nicht mal annähernd für eine ordentliche Reinigung der Teller und Töpfe.
Also stapelt sich an regnerischen Tagen das schmutzige Geschirr im Waschbecken während sich draußen ganze Ströme voller Wasser bilden, die die asphaltierten Straßen überschwemmen und die nicht asphaltierten unbefahrbar machen.

Jetzt ist es schon spät geworden. Der Regen ist zurückgegangen und von draußen ist nur noch das laute Zirpen der Grillen zu hören, welches das Einschlafen schonmal erschweren kann. Ruhe gibt es hier wirklich selten...aber man gewöhnt sich dran.

Einen schönen Gruß an alle aus Tarapoto und einen schönen Sommer nach Deutschland!
Euer Ruben

Montag, 4. Februar 2013

Lima - Ein Wochenende mit Krankenhausbesuch und Weisswuersten

Lima (1. - 4.2.13)

Kaum zu glauben, dass die Zeit so schnell vergangen ist, aber der Februar hat angefangen und damit bin nun schon 5 Monate in Tarapoto. Aktuell genieße ich allerdings meinen mehr oder weniger "wohlverdienten" Urlaub im schönen Chile. Das vergangene Wochenende habe ich in Lima verbracht und dort einige neue Erfahrungen gemacht. Heute bin ich dann mit dem Flieger weiter nach Santiago de Chile geflogen. 
Da ich z.Zt. deutlich mehr von Lima zu berichten habe, schreibe ich in einem anderen Eintrag über meine Erfahrungen in Chile und die Unterschiede zwischen diesen beiden beeindruckenden Ländern Südamerikas.

1.Die Ankunft 

Es ist meine erste Reise, die ich komplett alleine organisiert habe. Ich musste mit genügend Spielraum vorher meine Wäsche waschen, meine Dokumente zusammen suchen und natürlich meine gesundheitlich unsichere Situation beim Arzt überprüfen lassen. Zuegegebenermaßen war meine Organisation dabei noch nicht ganz einwandfrei, weil ich vergessen habe, ein Hostal/Hotel in Lima vorher zu reservieren. so kam ich am Freitag in Lima an und hatte von noch keiner Hnterkunft eine entgültige Zusage. Zum Glück hatte das dritte Hostel dann doch noch ein Bett in einem Achterzimmer frei. Eigentlich klingt das nicht so bequem, doch ich hatte echt Glück mit meiner Unterkunft. Sie war supersauber, die Leute waren alle jung, meistens gutausssehend und kamen von überall her. Dazu war der Preis pro Nacht (15 USD) alles andere als zu hoch und stand in einem sehr gutem Verhältnis zur gebotenen Leistung.

2. Der Schock

Ich war gerade erst angekommen, hatte ein paar notwendige Sachen aus meinem Koffer ausgepackt und mich mit meinem netten Zimmernachbarn ein wenig unterhalten. Eigentlich war alles in Ordnung, ich war nur sehr müde und fiel dementsprechend wie ein Stein ins Bett. Doch dort  bekam ich auf einmal Schüttelfrost und ich merkte wie mein Kopf anfing zu kochen. Ich dachte zunächst, dass das Fieber bestimmt wieder weggeht und es eigentlich keinen Grund zur Panik gibt. Es wäre auch ein äußerst unpassender Zeitpunkt gewesen,. um auf ärztliche Hilfe angewiesen zu sein, schließlich war ich allein in einer fremden Stadt. 
Mit der Zeit wurde das Fieber aber schlimmer, sodass ich irgendwann meine Arme und Beine nichtmehr spürte. Man kann sich das so vorstellen, dass ich mich wie ein Wurm ohne Knochengerüst gefühlt habe. Diese Schwäche gab mir so zu denken, dass ich mich mit meiner wenigen Kraft aus dem Bett aufraffte, etwas Geld einsteckte und zur Rezeption ging. Der Mann dort war bereits ein bisschen angetrunken und empfohl mir, doch mal zum Hausmeister zu gehen, der kenne sich mit sowas aus. 
Die Empfehlung des Rezeptionsmanns entsprach nicht der Wirklichkeit. Der Hausmeister hörte mir zu und meinte, er würde mich zur nächsten Apotheke begleiten, damit ich mir was gegen mein Fieber kaufen könne. Doch mir ging es so schlecht, dass ich kaum noch laufen konnte und das würden so ein paar fiebersenkende Medikamente auch nicht ändern.
Also überzeugte ich ihn, mich ins nahgelegene Krankenhaus zu begleiten. Dort wurde ich für 8 Soles untersucht (= ca. 2,60Euro). Doch bis es dazu kam, war ich schon fast vor Schmerzen verzweifelt. Irgendwie litt ich total und ich weiß immer noch nicht woher diese immense Schwäche kam, die ich an diesem Abend spürte. Letztendlich war ich mit der ärztlichen Leistung auch nicht sonderlich zufrieden. Bei mir wurden 39°C gemessen, ich wurde ein wenig vom Arzt abgehört und dann haben sie mir eine Spritze in den Hintern gegeben, die mein Fieber senken sollte. Tatsächlich erholte ich mich nach dieser Spritze ein wenig, doch daraufhin wurde mir nur ein Rezept für verschiedene Medikamente in die Hand gedrückt und mir angedeutet, zu gehen. Weder wurde mir eine klare Diagnose geliefert, noch wurden anständige Untersuchungen gemacht (z.B. Blutuntersuchung), die zu einer solchen hätten führen können. 
Insgesamt war ich gut zweieinhalb Stunden im Krankenhaus gewesen und der Hausmeister hatte die ganze Zeit auf mich gewartet, zum Glück! Ich hätte sonst nämlich keine Ahnung gehabt, wie ich zum Hotel zurück finden sollte. Der Hausmeister war nach der ganzen Warterei natürlich etwas sauer, weil er drei Stunden verschwendet hatte. Ich gab ihm daher am Ende 10S (3,10Euro) als Trinkgeld für seine Hilfe. Als er diese geringe Summe sah, wirkte er ein wenig enttäuscht, gab sich aber trotzdem damit zufrieden, schließlich hatte ich auch einfach nicht mehr Kleingeld zu bieten. 

3. Der Samstag 

Nach meinem Krankenhausaufhalt konnte ich nicht sonderlich viel schlafen und stand so schon um 8 Uhr mogens auf, nahm ordentlich Frühstück zu mir und schluckte die mir verschriebenen Tabletten. Doch nachdem ich mich morgens einigermaßen fühlte, wurde es dann gegen Mittag wieder schlechter und ich legte mich nochmal hin. 
Zum Mittag gings dann los nach Miraflores. Das ist das edelste Viertel Limas, in dem es sehr viele Shopping-malls, Casinos, Parks und generell teure Läden gibt. Es lässt sich dort sehr gut leben, wenn man das nötige Geld dafür hat. Es ist sehr sicher, übersät von Touristen und gibt daher kein realistisches Bild von Lima ab.



Nachdem ich mir Miraflores und den Kennedypark ein wenig angesehen hatte, gings weiter nach La Victoria, wo ich mit Cornelius, einem Mitfreiwilligen aus Lima, auf eine Gastronomiemesse gehen sollte. Diese fand auf dem Gelände des größten Fußballvereins von ganz Peru statt. Der Haken an der ganzen Sache war, dass man erstmal dahin kommen musste und sich dieses Stadion in einem der gefährlichsten Viertel von ganz Lima befindet. Wir nahmen einen Bus, der uns bis zur Straße "Isabel la Católica" in La Victoria brachte. Dort befanden wir uns ein paar Blocks vom Stadion entfernt und Cornelius beschloss nach etwas Grübeln, dass wir es wagen sollten, diesen Weg einfach zu laufen. Anscheinend waren gerade keine Anzeichen für einen Bandenkrieg zu finden, doch trotzdem wurden wir nach nur wenigen Metern gleich von einem dort lebenden Amerikaner gewarnt. Er meinte, die Räuber hätten Freuden daran, meinen Rucksack zu klauen und das sahen wir beide ein. Also nahmen wir dann doch lieber einen Bus, um sicher am Stadion anzukommen. Doch ein Bus setzt einen auch nicht direkt vor der Tür ab, sodass wir noch ein klein bisschen laufen mussten.
Und nun kommts: Selbst bei dieser kurzen Strecke von der Haltestelle zum Stadioneingang wollte man uns angeblich schon ausrauben. Zumindest wurden wir von einem Mann angesprochen, der uns fragte, wonach wir suchten. Zum Glück gingen wir nicht auf ihn ein und gingen zügig weiter, denn wernig später fuhr ein Polizist an uns vorbei und meinte, dass er uns ausrauben wollte.
Also waren wir angehalten, möglichst schnell das Stadion zu betreten, um nicht noch mehr Räuber anzulocken.
Danach passierte dann auch gar nichts mehr und wir konnten entspannt die leckeren peruanischen Speisen auf der Gastronomiemesse genießen.

Überm Feuer gegrilltes Schweinefleisch mit Süßkartoffeln 

Ein Mann wollte uns das Buch der Vereinsgeschichte verkaufen, ließ sich dann aber auch ohne Kauf auf ein Foto mit uns ein


Als wir mir vollem Bauch und von der lauten Live - Musik zugedröhnten Ohren das Stadion verließen, begleitete uns doch tatsächlich ein Sicherheitsmann vom Stadion zur nächsten Bushaltestelle, praktisch als Bodyguard. Von da aus verließen wir das beeindruckenden Stadtviertel La Victoria und machten uns auf dem Weg in Richtung Stadtzentrum. Hier konnte man die Kolonialarchitektur der Spanier bewundern, sich ein paar alte Kirchen ansehen und in die unzähligen riesigen Märkte gehen. Zusätzlich zu meinem noch angeschlagenen Zustand vom Vortag, hatte ich mich ein bisschen verbrannt und brauchte nun erstmal eine kurze Erholungspause. Daher setzten wir uns in eine Bodega und tranken kaltes Wasser. Von dortaus machten wir uns auf den Weg zur Plaza. Die ist zwar ganz schön, aber es ist eben auch nur ein Platz mit ein paar Palmen und einer Kathedrale. Der Präsidentenpalast und der Kongress befinden sich auch dort in der Nähe.
Es gibt im Zentrum außerdem noch eine Fußgängerzone, an der sich viele teure und weniger teure Geschäfte befinden. Diese führt zu einer Station des "Metrpolitano". Das ist eine Buslinie mit eigenere Spur, die in sehr kurzer Zeit große Teile Limas durchquert und den Verkehr ein wenig entlastet. Leider gibt es nur eine Linie und die Preise wurden vor kurzem von 1,50 Sol auf 2 Sol erhöht, weswegen mein Mitfreiwilliger Cornelius meinte, er würde ihn vorläufig boykottieren.     


Daher nahmen wir eine einfache Buslinie, die uns zurück zu meinem Hostal bringen sollte. An diesem  Samstag war ausgerechnet in Peru der Tag des Piscos.
Für die, die es nicht wissen: Pisco ist ein Schnaps der aus Traubenwein gebrannt wird und nach der gleichnamigen Stadt benannt wurde. Er gilt als der Nationalschnaps Perus und Chiles, weshalb es häufig Streit zwischen diesen beiden Staaten um die Herrkunft des Piscos gibt. Da sich die Stadt Pisco in Peru befindet, liegt es allerdings nahe, dass Peru das ursprüngliche Herrkunftsland des Branntweins ist.

Nun war Tag des Piscos und mehrere Stadtviertel veranstalteten ihm zu Ehren Feste mit jede Menge Pisco zum Probieren. Eigentlich hatten Cornelius und ich noch vor, auf eins dieser Feste im Stadtteil San Miguel zu gehen, doch der Tag war für mich schon sehr anstrengend gewesen und ich war schließlich auch noch nicht ganz bei Kräften. Also setzten wir uns einfach auf die Dachterasse meines Hostals, genossen den genialen Ausblick auf Miraflores und quatschten ein wenig. Dann gingen wir noch einen Döner bzw. Falafel essen und das war's dann schon vom Samstag. Eigentlich gar nicht so viel oder ? =)



4. Der Sonntag


Auf Anraten eines deutschen Zimmergenossen, nahm ich mir für Sonntag vor, alles ein wenig ruhiger angehen zu lassen. Schließlich hatte ich am Samstag doch ziemlich viel unternommen dafür, dass ich kurz zuvor noch mit Fieber im Krankenhaus gelegen hatte. Ich ging Frühstücken, schrieb kurz eine Mail an meine Eltern und dann legte ich mich einfach nochmal hin und genoss die ungewohnt bequeme Matratze des Hotelzimmers. Irgendwann fühlte ich mich dann aber doch wieder in der Lage, zumindest etwas enspanntes zu unternehmen.    Also stand ich auf, suchte meine Sachen zusammen und dann schmiedete ich einen Plan für Sonntag.
Ein netter peruanischer Zimmerkamerad aus Trujillo hatte für diesen Tag auch noch nichts geplant und nachdem wir ein wenig ins Gespräch gekommen waren, schlug ich ihm vor erstmal irgendwo in der Nähe zu Mittag zu essen.
Wir gingen also in den nächstgelegenen Wong-Supermarkt, wo es im oberen Geschoss auch ein riesiges Angebot an fertigen Speisen gibt. In den Filialen dieser Kette findet man fast alles, was man auch aus Deutschland kennt, was es aber sonst in Peru nicht gibt: Salzstangen, Roggenbrot und...Weißwürste! Und genau letztere ließen mich nicht mehr los, als ich sie in der Fleischabteilung gesehen hatte. Außerdem hatte ich im unteren Geschoss auch bereits süßen Senf entdeckt. Die Versuchung war einfach zu groß, ich musste zuschlagen. Also kaufte ich drei Weißwürste und ein Glas süßen Senf, den ich im Kühlschrank im Hostal fürs Abendessen lagerte.
Zusammen mit dem Zimmergenossen aus dem Hostal machte ich dann eine Tour mit dem elektrischen Zug, also praktisch der S-Bahn Limas. Wer mich kennt, weiß dass ich ein riesiger Fan von Zügen bin und ausgerechnet in Lima, einer fast 10 Mill Einwohner fassenden Riesenstadt, gibt es nur eine mickrige S-Bahn Linie, die nur einen winzigen Teil des Stadtgebiets abfährt. Interessant ist diese Strecke aber allemal, weil man durch verschiedene Stadtviertel mit komplett unterschiedlichen Facetten fährt.      



Unsere Tour startete an der Station "Angamos", die sich im bürgerlichen Stadtteil San Borja befindet. Von da aus fährt der elektrische Zug über das edle Viertel Surco in die Elendsviertel am Stadtrand, die sogenannten "Pueblos Jóvenes" (dt. junge Dörfer). Es ist echt ein Unterschied wie Tag und Nacht wenn man die bürgerlichen, zentrumsnahen Stadtviertel Richtung Stadtrand und Hügellandschaft verlässt. Kaum zu glauben, dass das alles ein und die selbe Stadt ist.
Die Endstation das elektrischen Zuges heißt "Villa El Salvador" und liegt im gleichnamigen Elendsviertel. Die Pueblos Jóvenes sind für Touristen selbstverständlich etwas gefährlich, deswegen ist es auch nicht besonders empfehlenswert, die Stationen der S-Bahn zu verlassen. In dem Zug selbst und an den Haltepunkten passiert einem aber nichts, dafür wird mit genügend Sicherheitsdienst an den Stationen und im Zug gesorgt.
Da ich bereits bei den Einführungstagen im vergangenen September an der alternativen Stadtführung durch die Pueblos Jóvenes teilgenommen habe, kannte ich diese Billder natürlich schon und ernsthaft schockiert haben sie mich nicht. Für jemanden, der Deutschland jedoch noch nie in Richtung Entwicklungsländer verlassen hat, können diese Eindrücke schon etwas besonderes und außergewöhnliches bedeuten.

Blick vom elektrischen Zug auf das Stadtviertel "San Juan de Miraflores" am Stadtrand Limas 


Nach der Tour mit dem Zug gönnten wir (mein Zimmergenosse und ich) uns erstmal einen Kaffee in der nächstgelegenen Mall und ich kaufte mir Taschentücher. Mein Schnupfen und Husten war wieder etwas stärker geworden und ich merkte, dass das heutige Tagesprogramm mit diesem Kaffee enden sollte. Also fuhren Adriano (mein Zimmergenosse) und ich mit dem nächsten Bus wieder Richtung Hostal, wo die Weißwürste auf uns warteten. Mit ein paar gekochten Kartoffeln und dem süßen Senf servierten wir sie und ließen sie uns schmecken, köstlich! Ich hatte ewig schon nicht mehr etwas so leckeres gegessen. Also hielt ich es auf diesem Foto vom 3.2. fest. =)


Den deutschen Zimmergenossen lud ich dann auch noch zu einer Weißwurst ein, weil weder Adriano noch ich mehr als eine schafften (Die machen echt satt!). Dadurch kamen wir wieder ins Gespräch und es wurde noch ein netter Abend. Dann bestellte ich für den nächsten Morgen noch ein Taxi, dass mich zum Flughafen bringen sollte und schlief daraufhin die dritte und gleichzeitig letzte Nacht im Hotel.

Wahnsinn, das Schreiben dieses Blogeintrags hat tatsächlich fast einen Monat gedauert, aber immerhin ist er jetzt komplett und es kommt nichts mehr hinzu. 
Der nächste handelt dann wie versprochen von Chile und dem Rest meines Urlaubs. 

Liebe Grüße 
Rubén 

Dienstag, 8. Januar 2013

Vom Bandino zum Tarapotino bzw. Die romantische Idylle

Frohes Neues Jahr Amigos!
Ich weiß, das kommt ein wenig spät, aber auch am 11. Januar ist das Jahr noch nicht sonderlich alt und da ich nicht vorher zum Blogschreiben gekommen bin, kommen die Neujahrsgrüße nun erst heute.


Hier eine kleine Auflistung von Sachen, die sich verändert haben oder demnächst verändern werden:

1. Die Arbeit wird beschäftingungsloser: Der Psychologe, der sonst immer unseren Stundenplan erstellt und damit auch unsere Aktivitäten koordiniert ha, ist z.Zt. in Urlaub und daher müssen wir uns auf eigene Faust Arbeit in der Aldea suchen. Kreative, verantwortungsvolle Arbeiten fallen deswegen aktuell flach.
Immerhin ist er ab dem 15. Januar wieder da, dann werden wir mal sehen wie es hier weitergeht...

2.Geldmangel: Ich bin aufgrund des Überfalls fürs erste ohne meine Visa Karte. Da diese zu einem deutschen Konto gehört, wird die neu beantragte Karte an meine deutsche Adresse geschickt. Meine Eltern bringen mir die Visa Karte dann aus Deutschland mit, wenn sie mich Ende Januar besuchen kommen, doch solange muss ich mit der Hälfte des Geldes auskommen, weil ich ohne Visa Karte natürlich keinen Zugriff auf mein deutsches Konto habe. Eine Überweisung auf mein peruanisches Konto hat sich als zu umständlich und teuer herausgestellt. Also heißt es bis dahin: Sparen und Geld leihen, um über die Runden zu kommen!

3. Umzug Nr. 2: Meine Gasteltern werden mit mir zum 15. Januar 2013 das alte Haus in der Banda räumen und bei dem Vater meiner Gastmutter einziehen. Die Gründe dafür liegen vor allem in der Einsparung von Miete. Mein Gastvater ist seinen Job an der Universität Tarapoto zum Jahresende losgeworden und wird nun von seinem neuen Arbeitgeber schlechter bezahlt. Daher muss die Familie sich eine billigere Unterkunft suchen, weil das Haus in der Banda natürlich auch nur gemietet ist und die Miete recht hoch ist. Also sag ich schon bald Tschüss zu fast drei Monaten Banda und begrüße den Tarapotinischen Bezirk "Huayco" als meine neue Heimat. Der Umzug hat echt einige Vorteile:

3.1 Ich muss nicht mehr die dunklen und abends relativ gefährlichen Brücken überqueren,
die Richtung Banda führen

3.2 Mein Arbeitsweg mit dem Fahrrad ist kürzer und weniger anstregend (ohne Steigungen!). Obwohl man dies auch als Nachteil ansehen könnte, weil ich dadurch meine Kondition weniger trainiere. Andererseits komm ich nun nicht mehr ganz so nassgeschwitzt auf der Arbeit an.

3.3 Ich wohne nun sehr nah am Zentrum, ein Block von meinem Stammfitnessstudio und nur ein paar Blogs von meiner Lieblingsbäckerei bzw. den Fahrradwerkstätten entfernt.

3.4 Achso und außerdem wohne ich noch gegenüber von der "Clínica San Camilo", der vermeintlich besten Klinik Tarapotos. Zumindest ist es die teuerste und man sagt, dass dort die besten Ärzte der Region San Martin arbeiten.

Trotz zahlreicher Vorteile, bin ich doch ein wenig traurig, dass ab nächster Woche meine Zeit als "Bandino" (Einwohner der Banda de Shilcayo) zu Ende geht. Die Wohnsituation ist im Stadtzentrum doch um einiges weniger familiär und die Straßen sind eben stark befahren, sodass keine Kinder auf der Straße abends Fußball spielen und die Nachbarn nicht immer abends gemeinschftlich zusammensitzen. Diese Atmosphäre und die netten Nachbarn werde ich auf jeden Fall vermissen, auch wenn durch meinen Umzug natürlich einige Gefahren wegfallen.

4. Meine Eltern kommen mich demnächst besuchen und kurz danach geht es dann auch für mich in Urlaub. Chile, mein gelobtes Land erwartet meinen Besuch. =)
Lange ist's hier, dass ich das letzte Mal dort war. Im Januar 2005, also vor ziemlich genau 8 Jahren, bin ich mit meinem Vater zum 70. Geburtstag meines Großvaters nach Chile gereist und musste mir dafür extra eine Woche Schule freinehmen. Ich war damals nach ein Grundschüler der 5. Klasse.
Ihr könnte euch also vorstellen, dass meine Erinnerungen an mein zweites Heimatland nicht mehr sonderlich stark sind, aber die die ich habe sind einfach wunderschön: Ein Ferienhaus am See, Avocadocreme en masse, Milo - Kakao und die wunderschönen Anden.
Für mich ist diese Reise auch fürs erste ein Befreiung aus der kaum noch auszuhaltenden tropischen Hitze in Tarapoto. ^^

So viel zum neuen Jahr allerseits.
Ich wünsche euch mal etwas Schnee und Winterkälte in Deutschland,
euer Rubén