Dienstag, 30. Oktober 2012

Umgezogen und gleich krank

Hey Leute,

ich hab ja jetzt schon etwas länger nichts mehr gepostet. Das liegt allerdings nicht daran, dass ich in letztet Zeit so viel zu tun hatte und dadurch keine Zeit mehr zum Schreiben finden konnte. Das war nämlich eigentlich eher umgekehrt der Fall. Entweder war die Lust einfach nicht da oder ich hatte eben zu der Zeit den Kopf mit anderen Dingen voll, die mich belastet haben. Aber kommen wir zum Wesentlichen, schließlich gibt es viel zu erzählen...

In meinem letzten Post habe ich ja schon angedeutet, dass Sophie und ich in nächster Zeit aus unserer wenig bequemen Behausung in der Aldea ausziehen werden. Mir waren die Ameisen einfach zu viel, die sich auf jede Art von Lebensmitteln und schmutziger Wäsche schmeißen und beim entfernen eine äußerst schmerzhafte Säure ausstoßen. Außerdem war die Wohnsituation nicht wirklich bequem und damit meine ich nicht nur die hauchdünne Matratze, sondern auch die Tatsache, dass wir immer rund um die Uhr von den Mitarbeitern der Aldea in Anspruch genommen werden konnten. Die Privatssphäre war natürlich auch erheblich eingeschränkt.

Nun ja, jetzt lebe ich seit ein paar Tage bei einem Deutschprofessor und seiner noch jungen Familie.
Sie besitzen ein kleines Haus mit einem Tante-Emmaladen, der der Frau gehört. Bisher erscheint mir die Wohnsituation ziemlich optimal und harmonisch. Die Familie ist supernett und offen, ich kann mich super mit ihnen unterhalten, was vielleicht auch daran liegt, dass mein Spanisch mittlweile sehr gut geworden ist und ich kann Ein- und Ausgehen wann ich will. Natürlich hat mich der Deutschprofessor u.a. auch deshalb so gerne aufgenommen, weil er sich erhofft ein bisschen besser deutsch von mir zu lernen. Trotzdem würde er mich jetzt nie zu einer bestimmten Uhrzeit dazu zwingen, mit ihm auf deutsch zu sprechen. Es existiert also kein Zwang. Das einzige, an das ich mich vielleicht noch gewöhnen muss, ist dass die Familie hier streng religiös ist. Das bedeutet hier, dass sie nicht katholisch sind, sondern einer "iglesia evangélica" angehören. Von dieser Art von Kirchen hab ich ja schon in einem anderen Post geschrieben und muss das jetzt nicht nochmal genauer ausführen.

Mein neues Zimmer mit einer schickbemalten Wand
 
Das Haus von draußen (rechts ist die Bodega)
 

Die Eingangstür
 

z.Zt. bin ich leider "etwas" krank, was bedeutet, dass ich erkältet bin und mir zusätzlich noch einen Parasiten namens Giardie eingefangen hab. Das ist auch mehr oder weniger der Grund, warum ich jetzt wieder zum Postschreiben gekommen bin, denn was gibt es langweiligeres als krank sein. Man kann ja eigentlich nichts machen, außer vielleicht Fernsehen gucken und auf dem Bett liegen. Dadurch dass ich Magenprobleme habe/hatte kann ich ja auch nichts wirklich leckeres essen und das schränkt natürlich das Wohlbefinden auch ein bisschen ein.

Ich war also gestern das erste Mal in Peru beim Arzt und hab mich untersuchen lassen. In der Stuhlprobe wurde dann der Parasit nachgewiesen, den bisher fast alle Freiwillgen in Tarapoto schon gehabt haben. Sozusagen war ich noch der letzte Standhafte vor Ort, der dem Parasiten Widerstand leisten konnte. Doch nun hats mich auch erwischt.
Lustigerweise geht es meinem Magen schon deutlich besser nachdem ich die Medikamente geschluckte habe, die Erkältung hingegen macht mir mehr zu schaffen. Husten, Schnupfen gepaart mit Halsschmerzen in den Tropen ist nicht gerade eine angenehme Sache. Schließlich ist es eigentlich die ganze Zeit heiß, aber gerade das ist das gefährliche, wenn man dann nachts dünnbekleidet einschläft und es am nächsten Morgen deutlich kühler geworden ist. Andererseits möchte man ja auch nicht bei über 30 Grad mit einem Schal in der Gegend rumrennen oder ständig heiße Getränke zu sich nehmen.

Doch wie kam diese Krankheit zu stande? Ich muss ehrlich sagen, ich weiß es nicht genau.
Am Wochenende waren Sophie und ich mit ihrer zukünftigen Gastschwester, einer peruanischen Deutschstudentin, in Moyobamba und haben uns von ihrer Familie schön durchfüttern lassen. Die Mutter konnte supergut kochen und hat uns zur Begrüßung erstmal einen Teller "Tallarín verde" (=grüne Nudeln...dabei handelt es sich um Nudeln in einer Art Spinat-Milch Soße, die ein bisschen an Pesto erinnert. Dazu wird meistens ein Rindersteak gereicht) gezaubert. Da dieses Essen allerdings hausgemacht war, sollte mir das keine Probleme bereitet haben. Der Parasit wird darüber hinaus vor allem über das Leitungswasser übertragen, doch auch das habe ich nicht getrunken. Also kann ich echt nicht sagen, was ausschlaggebend für meine Probleme gewesen sein kann.

Der "Tallarín verde", der mir definitiv nicht die Bauchschmerzen beschert hat
 
Diese Pizza Hawai wars wohl auch nicht

Die Erkältung kam wohl einfach daher, dass ich die Sensibilität meines Halsesunterschätzt habe, als wir am Wochenende nach Moyobamba gefahren sind und ich keinen Schal eingesteckt habe. Sofort war das Kratzen da und dies sollte sich dann schön weiterentwickeln. Also habe bin ich hier mit Hustensaft, Eukalyptusinhalation und Vitamintabletten genügend versorgt, sodass ich mich hoffentlich bald wieder rekuperieren kann.

Diese Woche wird auf jedenfall in jeder Hinsicht spannend, weil sich meine Arbeitssituation erheblich verändert und es abzuwarten bleibt, wie die Angestellten und die Mütter der Aldea mit unseren neuen Arbeitszeiten klarkommen. Insofern kann es dort auch bald zu einigen Streitereien oder eher Ungereimtheiten kommen. Denn Probleme werden hier sehr selten angesprochen...

Es grüßt euch euer Rubén


Dienstag, 16. Oktober 2012

Ein Lebenszeichen aus Tarapoto

Soooo,

da ich euch beim letzten Mal mit Berichten über das peruanische Bier und unser selbstgebackenes Brot abgespeist habe, wird es nun langsam mal wieder Zeit einen weiteren Erfahrungsbericht über die vergangene Woche zu schreiben.

Zunächst möchte ich meinen Status quo beschreiben: Ich wohne immer noch im Kinderdorf "Aldea Infantil Virgen del Pilar", das mir ein mittelgroßes Zimmer mit Bett und einer zum Schreibtisch umfunktionierten Krankenliege bereitgestellt hat. Über die Zimmergröße kann ich eig. nicht klagen, weil meine Mitfreiwillige Sophie in einem noch viel kleineren Zimmer wohnt. Dafür kommen bei mir leichter Kakerlaken und Ameisen rein. ^^
Letztere haben mich auch schon häufig zum Verzweifeln gebracht. Immer wenn man auch nur einen winzigen Essensrest irgendwo liegen lässt oder seine eingekauften Lebensmittel nicht mit mehreren Platiktüten umhüllt, dann sind nach wenigen Stunden schon Unmengen an Ameisen an diesem Ort. Letztens war z.B. mein Koffer voll mit Ameisen, weil ich einen Essensrest von einem Gummibärchen im Koffer liegen hatte. Das Entfernen ist dann natürlich auch eine enorme Arbeit, die man möglichst nicht mit den Fingern machen sollte, weil die Ameisen eine ziemlich agressive Säure haben, die ganz schön wehtun kann.
Naja wenn man sehr gründlich sauber macht und alles immer schön sicher verpackt, dann sollte auch eigentlich nichts passieren, aber erstens hab ich da irgendwie auch keine Lust drauf und zweitens hab ich das Gefühl, dass mein Zimmer zusätzlich ziemlich nah dran an einem Ameisennest ist.

Zum Glück ist das Zimmer in der Aldea auch nur vorübergehend mein Zuhause. Obwohl ich mittlerweile defintiv sagen kann, dass mir die Arbeit mit den Kindern viel Spaß macht und ich hier gerne bin, so ist es doch schöner wenn man nach Feierabend auch mal den Arbeitsplatz verlassen kann und dann auch mal nicht für die Kinder mehr verfügbar ist. Manche verstehen das nämlich auch am Wochenende nicht, dass wir da keine Arbeitszeiten mit ihnen haben und planen uns dann in ihre Aktivitäten mit ein.

Deswegen sind Sophie und ich schon etwas länger jetzt auf der Suche nach neuen Wohnsitzen. Für mich käme bevorzugt entweder eine Gastfamilie oder eine Art WG zusammen mit peruanischen Studenten in Frage. Doch weder des eine noch das andere lässt sich hier in Tarapoto so leicht finden. Meistens stößt man auf eizelne Zimmer, die zu vergleichsweise billigen Mietpreisen vergeben werden (ca. 50-80€ monatlich). Da ich aber gerne für mich selbst kochen würde und man in den meisten Fällen die Küche der Vermieterin/des Vermieters natürlich nicht mitnutzen darf, gestaltet sich die Suche etwas schwierig. Jetzt haben wir über unsere Mentorin vor Ort Kontakt zu einer peruanischen Deutschstudentin aufgenommen, die auch gerne einen deutschen Freiwilligen aufnehmen würde. Sie wohnt mit ihrem Bruder zusammen in einem Haus etwas außerhalb der Stadt und hat noch Platz für eine weitere Person. Darüberhinaus hat sie aber noch bei ihren Studienkollegen an der Uni nachgefragt, die natürlich alle gewissermaßen Interesse daran haben, einen deutschen Freiwilligen aufzunehmen, weil sich ihre sprachlichen Kompetenzen dadurch auch verbessern können.
Also gibt es z.Zt. echt schon einige gute Möglichkeiten, wo wir in Zukunft unterkommen könnten. Da die eben genannten Studenten nur mit ihren Geschwistern und ohne ihre Eltern leben, sollte es meistens auch nicht zu Problemen bezüglich der Heimkommenszeit kommen. Letzteres kann einem in einer Gastfamilie nämlich noch am ehesten passieren. Man muss eben immer gucken, ob man in dieser Hinsicht gut zusammenpasst. =)

Das Wochenende

Dieses war anders als die vorigen. Das lag vor allem daran, dass mich mein Vater in Tarapoto besucht hat und ich ihm ein bisschen die Stadt und die Umgebung von Tarapoto gezeigt hab. Nun ja die Stadt Tarapoto ist jetz ja wirklich nich besonders spannend, spontan fällt mir nichts ein, was ein Tourist hier unbedingt sehn muss. Trotzdem ist es meiner Meinung nach interessant ein bisschen durch die Straßen zu ziehen, um ein Gefühl von der Stadt und dem Leben hier zu bekommen.
Da es hier in der Stadt jedoch nur so von Motorrädern und herumstreunernden Hunde wimmelt, war mein Vater nicht besonders von meiner Idee begeistert, zur Plaza de Armas zu laufen.
Hinzu kam dann natürlich noch die tropische Hitze, die an diesem Wochenende eigentlich relativ schwach war.
Also stiegen wir nach einer Weile dann doch auf ein Motorradtaxi um, dass uns zum Hauptplatz bringen sollte. Dort hatten wir auch schon schnell alle relevanten Besuchsorte abgehakt und schon bald gings in ein ganz nettes peruanisches Restaurant, wo ich meinem Vater das für die Gegend typische Gericht "Cecina con tacacho" probieren ließ (Tacacho sind Knödel aus frittierten Kochbananen und Cecina ist gegrilltes Schweinesteak). Beim Essen wirkte er dann etwas zufriedener als noch wenige Stunden zuvor und wir ließen den Tag noch schön ausklingen. Der Abend endete dann natürlich relativ früh, weil mein Vater noch mit seinem Jetlag von 7 Stunden Zeitumstellung zu kämpfen hatte.
Am zweiten Tag hakten wir dann alle wichtigen Touristenziele in der Nähe von Tarapoto ab. Wir fuhren zu den "Cataratas de Ahuashiyaco" (Die Wasserfälle, wo ich mir den kleinen Zehnagel abgebrochen hab =/ ) und liefen durch eine Art Nationalpark, wo es auch Tiere zu bestaunen gab. Der "Oso de anteojos" (Brillerbär) wurde dort z.B. im Käfig gehalten genauso wie zwei Pumas und einige Affen. Leider gab es dort keine wilden Tiere zu bestaunen, aber das wäre in manchen Fällen ja auch etwas gefährlich gewesen.





mitten im Wald war einfach so eine Schaukel...die Gelegenheit hab ich natürlich gleich genutzt =)


Als letztes waren wir noch in Lamas, einer kleinen Stadt in der Nähe von Tarapoto, wo noch sehr viele indigene wohnen. Ausgerechnet an diesem Tag war auch gerade eine traditionelle Hochzeit von Einheimischen. Die "Lamistas" zu traditioneller Musik tanzen zu sehen war natürlich auch sehr interessant und bei der Gelegenheit haben wir auch zwei Freiwillige aus Lamas getroffen.
Insgesamt war es auf jeden Fall ein sehr schönes Wochenende und natürlich auch mal ne ziemliche Abwechslung für mich. ^^^
Außerdem weiß mein Vater jetzt wo ich ein Jahr arbeiten und leben werde. Naja letzteres nach den letzten Entwicklungen wohl nicht mehr ganz. =)

Machts Gut... ich bleib weiter stark hier
euer Rubén

 
 
Lamas vom Aussichtspunkt aus

Mittwoch, 10. Oktober 2012

Von Bier, Brot und Kaiserschmarrn

 
 1.Teil: "La Cerveza Peruana"
 
In Peru gibt es natürlich nicht eine so große Vielfalt an Biersorten, wie in Deutschland, das ist ja auch alles andere als normal bei uns. Die drei am häufigsten verkauften Biersorten "Cristal", "Cusquena" und "Pilsen Callao" gehören zudem noch zu ein und der selben Brauerei mit dem Namen "Backus".
Das Pilsen Callao Bier wurde übrigens genauso wie die Cusquena von einem deutschen gegründet.
 
 
 

Das "Brahma" Bier kann man hier neben den 3 großen Biersorten in eigentlich jedem kleinen "Tante Emma" Laden kaufen. Es kommt aus Brasilien und wird in ganz Lateinamerika vertrieben. Da es billiger als die Backus-Biere ist, wird es auch viel gekauft. Ich finde es nicht besonders lecker!
 

 
Es gibt noch ein paar "alternative" peruanische Biersorten, an die ich mich allerdings noch nicht rangetraut habe. Das liegt unter anderem daran, dass es die meistens nur in den großen Supermärkten gibt und nicht wie die traditionellen in jedem Straßenladen.
 
"Tres Cruces" (dt. drei Kreuze) gehört zu Ajegroup. Das ist ein peruanischer Konzern, der unter anderem Kola, Wasser und andere Biersorten produziert.
Die von Ajegroup produzierte "Kola Real- KR" macht in Lateinamerika schon Coca Cola gefährlich Konkurrenz.

 
Dieses Bier hab ich auch noch nicht probiert und ich weiß auch ehrlich gesagt  nicht, von welcher Brauerei es stammt. Ich fand es nur lustig, dass auf dem "Club"- Bier die bayerischen Rauten abgebildet sind nur in grün.
 
 
Insgesamt bevorzuge ich auf jeden Fall das deutsche Bier, weil es eine viel größere Auswahl bei uns gibt. Außerdem ist es hier echt schwer ein Bier mit einem schönen herben Geschmack zu finden. Meistens handelt es sich bei den verkauften "cervezas" um Mädchenbier. Naja aber von den peruanischen Biersorten finde ich das "Cristal" noch am besten. Vielleicht finde ich ja noch ein besseres. Mal schauen.   
 
2. Teil: Brot
 
Am letzten Freitag hatte endlich mal die Bäckerei im Kinderdorf geöffnet und eine der Familien wurde damit beauftragt, für das Kinderdorf Brot zu backen. Das war natürlich eine perfekte Gelegenheit für mich, da ich schon lange darauf gewartet hatte, das mitgebrachte Roggenmehl und den Sauerteig zu verbrauchen. Also beschlossen Sophie und ich, uns der Familie anzuschließen und unsere eigenen Brote auf deutsche Art zu backen. Dazu bereiteten wir noch eine Pizza vor. Während ich den Teig knetete, kochte Sophie die Tomaten für die Pizza. So hatten wir eine relativ efektive Arbeitsteilung, auch wenn das Kochen der Tomaten länger als geplant brauchte.
 
                                

Da läuft einem doch echt das Wasser im Mund zusammen, wenn man daran denkt, gleich in die knackige Kruste des Brotes zu beißen. Beim Gedanken an den schönen sauren Teig und das Roggenmehl wird einem schon klar, wie sehr man seine Kultur manchmal vermissen kann. Im Essen äußert sich das meistens ziemlich schnell.
 
3.Teil: Kaiserschmarrn
 
Unsere letzte Woche stand ganz im Zeichen des selbstständigen Kochens. Im Gegensatz zu den Wochen davor haben wir einfach aus z.T. selbst gekauften Zutaten unsere Speisen selbst gekocht. Dieser Wandel hin zu mehr Freiheit und Selbstständigkeit liegt unter anderem daran, dass Sophie eine besonders liberale Mutter an ihrem Tisch erwischt hatte, die sich meistens auch etwas eigenes kocht. Wir waren also nicht mehr strikt an das Essen gebunden, was die Kinder jeden Tag dreimal essen müssen. Stattdessen konnten wir uns jeden Tag unseren eigenen Salat zubereiten und manchmal haben wir dann auch etwas völlig anderes gekocht wie die Pizza am Freitag und den Kaiserschmarrn am Mittwoch.
Ich weiß ehrlich gesagt auch gar nicht mehr wie es dazu gekommen ist, aber irgendjemand von uns muss die Idee gehabt haben, einen Kaiserschmarrn zum Abendessen zu machen. Da das Kinderdorf alle nötigen Zutaten parat hatte, mussten wir nichts extra einkaufen. Trotzdem mussten wir etwas improvisieren, weil es z.B. nur Maismehl zum backen hab. Trotzdem kam dann am Ende ein echt leckeres Ergebnis bei raus, auch wenn das Maismehl natürlich einen ganz anderen Geschmack als das Weizenmehl hat.
 
 
 



Freitag, 5. Oktober 2012

Ein Wochenende im Zeichen des Herrn

Soo Leute,

ich schulde euch ja noch den zweiten Teil meines aufregenden Wochenendes, den ich schon in meinem Post "Ein Tag der Extreme" angekündigt hatte. Des weiteren würde ich gerne die Gelegenheit nutzen,um ein paar neue Bilder hochzuladen.

Wo fange ich am besten an...

Die Schmerzen von meiner Verletzung am Samstagnachmittag hatten ja im Laufe des Tages nachgelassen und am Sonntagmorgen war eigentlich alles wieder relativ in Ordnung. Sophie und ich machten uns in die Innenstadt auf mit dem Ziel.... ja mit welchem Ziel eigentlich? Ich weiß es ehrlich gesagt gar nicht mehr genau, aber zumindest kaufte ich mir eine Badehose für 15 Soles(ca. 5€), die der Verkäufer zunächst für 20 Soles verkaufen wollte. Ich hab dann versucht einen auf Mitleidstour zu machen und hab ihm gesagt, dass ich nur 15 Soles bezahlen kann. Daraufhin hat er dieses Angebot ohne lange zu überlegen angenommen. Es wäre also interessant gewesen zu schauen, wie tief ich noch hätte runterhandeln könnnen. ^^
Nachdem ich mich mit einem Bananenburger (ist nur zu empfehlen) gestärkt hatte, sind wir dann zu Fuß bis zur Plaza de Morales (so heißt der Teil von Tarapoto, in dem ich wohne und arbeite) gelaufen, um die Misswahlen "Miss Morales" zu verfolgen, doch leider war dort gar nichts los. Am Vormittag waren wir schonmal auf der Plaza gewesen und da hatten uns ein paar Peruaner gesagt, dass die Misswahlen um 4 Uhr Nachmittags beginnen würden. Als wir nun um 4 Uhr auf der Plaza standen, mussten wir erfahren, dass die Misswahlen leider schon am Samstag gewesen waren.

Trotzdem war viel los auf der Plaza, denn einige "iglesias evangélicas" (heißt übersetzt evang. Kirche... in Wirklichkeit handelt es sich dabei aber um sektenähnliche Kirchen) spielten laute Rockmusik. Zu gern würde ich euch noch ein paar Videos von dem christlichen Open Air Konzert zeigen, doch es dauert hier schon lange genug, Bilder hochzuladen, deswegen will ich mich jetzt nicht mit dem Hochladen eines Videos quälen.

 
Es war für mich extrem ungewohnt christliche Lieder mit rockigen Melodien kombiniert zu hören, da man ja normalerweise mit Kirche eher Orgelmusik assoziieren würde. Aufgrunddesssen ist es aber auch kein Wunder, dass mir die Religion in Peru viel jugendnäher vorkommt als in Deutschland. Das Open Air Konzert mündete dann am Ende in einer gemeinschaftlichen Massenkundgebung der Gemeinde.
Eine große Menschenmenge versammelte sich mit großen Schildern, auf denen christliche Botschaften wie z.B. "lest die Bibel!" standen. Ehe ich's mir versah hatte Sophie dann auch ein Schild in der Hand, das ihr ein Mann aus der Menschenmenge geschenkt hatte. Es folgte eine Art Call and Response mit der Menschenmenge, die die christlichen Kundgebungen von der Bühne wiederholten bzw. beantworteten. "Que cristo vive!" (Das Christus lebt!) oder "Que el vive para siempre!" (Dass er für immer lebt!) wurde z.B. sehr oft geschrien.

 
 

Diese Musikveranstaltung der "iglesias evangélicas" aus Morales dauerte noch den ganzen Abend an und ich zog mich vorübergehend erstmal wieder auf mein Zimmer in der aldea zurück. Sophie hat dann ihr Schild mit der Botschaft weiterverschenkt.
Am Abend zog es mich dann trotzdem nochmal zur plaza, um das Ende des Kirchenkonzerts verfolgen zu können. Dabei machten Sophie und ich einige neue Bekanntschaften. Die Jugendgruppe einer "iglesia evangélica" war bei den Konzerten auch präsent gewesen und ein Mädchen aus der Gruppe fing ein Gespräch mit Sophie an. Daraufhin kam heraus, dass dieses Mädchen in der Saftbar arbeitet, in die wir nach dem Fitnessstudio immer gehen. Schleunigst hatte sich die ganze Jugengruppe um uns herum versammelt, die aus jungen Leuten zwischen 14 und 22 Jahren bestand. Ich hatte auch schon ganz interessante Gespräche mit einigen Jungs/Mädchen und am Ende luden sie uns noch zu ihrem Jugendtreff am Samstag ein.
Da am kommenden Wochenende große Festivitäten in Morales sindund unter anderem "Sonido 2000" live auf der plaza spielt(Es handelt sich dabei um eine relativ bekannte peruanische Sängerin aus Tarapoto), weiß ich allerdings nicht ob es zu einem Treffen in deren Gemeinde kommen wird. Außerdem weiß ich auch noch nicht, wie streng religiös sie sind, also sind noch einige Fragen offen.

Trotzdem muss ich sagen, dass ich echt überrascht bin, wie offenkundig die Menschen hier ihren Glauben oder ihre Religion zur Schau stellen. Eine solche Darstellung ist für mich sehr ungewohnt und manchmal auch unangenehm, weil ich eigentlich eine andere Vorstellung von Glauben habe. Aber jedem das seine....
Um unsere gleichen Handys unterscheiden zu können, haben Sophie und ich sie jeweils ironischerweise mit Jesus bzw. Maria-Stickern versehen, die bei der christlichen Kundgebung am Nachmittag auch gleich gut ankamen. =D

So sehen unsere Handys jetzt aus, das rechte ist meins!^^
 
 

Auf dem Schild steht: "Bitte hier nicht urinieren!" Da konnt ich der Versuchung echt nicht widerstehen =)
 
 
Also hab ich das Wochenende nun komplettiert und das neue Wochenende rückte schon immer näher. Schließlich ist es schon Freitag. Bei der Gelegenheit wollte ich Neefi nochmal nachträglich zum Geburtstag gratulieren und sry, dass ichs am 4. vergessen hab.
 
Euer Rubén 

Montag, 1. Oktober 2012

Ein Tag der Extreme

Bereits drei Wochen sind im Kinderdorf vergangen und so langsam bekomm ich das Gefühl, hier angekommen zu sein. Wie jeden Montag ändert sich für die Freiwilligen im Kinderdorf die Familie, in der sie essen werden. Letzte Woche hab ich mit der Familie "Bondad" (Güte) gegessen, diese Woche wechsel ich an den Tisch der Familie "Carino" (Zuneigung), wo ich essen und hinterher abwaschen werde.

Doch zunächst sollte ich euch von meinem Wochenende erzählen, das gerade zu Ende gegangen ist. Es war sehr ereignisreich und hat mir viel neue Erfahrungen gebracht...

 

Am Freitagabend kam Annika, eine andere Freiwillige aus Tarapoto mit ihrem Gastbruder zu uns ins Kinderdorf, um mit Sophie und mir die Planung des Wochenendes zu besprechen. Wir einigten uns darauf, am Samstag um 1 Uhr gemeinsam zu einem "centro turístico" (touristisches Zentrum) außerhalb der Stadt zu fahren. Die Fahrt dorthin war dann auch teurer als ich gedacht hatte. Für jeden von uns kostete der Spaß 30 Soles (=ca. 10€) und dann mussten wir noch 3 Soles Eintritt bezahlen. Da das Schwimmbad im "centro turístico" geschlossen war, haben wir uns spontan dazu entschieden, zu den Wasserfällen von Ahuashiyacu zu fahren. Das ist ein sehr beliebtes Touristenziel in der Nähe von Tarapoto und dort kann man auch im Wasser der Wasserfälle baden.
Mir hat das Baden dort gefallen, weil das Wasser ungewöhnlich kühl und erfrischend war. Ganz im Gegensatz zum Flusswasser, welches um die 30 Grad heiß war. Sophie hingegen fand das Wasser dort ein wenig zu kalt. ^^

 
Dann aber, als ich von einem Felsvorsprung aus einer Höhe von 2 Metern ins Wasser springen wollte, passierte etwas äußerst unangenehmes. Ich bin auf den nassen Steinen ausgerutscht und hab mir dabei eine Schnittwunde und eine Prellung am linken Arm zugefügt. Außerdem hab ich mir einen Zehnagel abgebrochen, was noch um einiges mehr wehgetan hat.
Damit war der Tag eigentlich erstmal fürn Arsch, weil es wirklich höllisch geschmerzt hat und ich die ganze Zeit barfuß laufen musste, weil meine Wunde am kleinen Zeh noch weiter geblutet hat.
Wir sind dann was essen gegangen und mit der Mahlzeit wurden die Schmerzen auch weniger, doch trotzdem dauerte dieses unangenehme Gefühl im Zeh noch den ganzen Nachmittag an.
Deswegen hatte ich leider dann auch nicht mehr so viel von den schönen Wasserfällen und der ganzen Umgebung.

Doch dieser außergewöhnliche Tag sollte noch nicht vorbei sein....
Am Abend verabredeten wir uns in der gleichen Zusammensetzung, um in den Zeppelin Pub zu gehen.
Dazu bedarf es jetzt eine kleine Vorgeschichte: Der Zeppelin Pub ist eine Bar, in der vorallem Rockmusik der 80er Jahre gespielt wird. Als ich mal mit Sophie vorbegeschaut habe und erzählt hab, dass ich Trompete spiele, hat er mich gleich eingeladen mal bei ihnen vorzuspielen. Und so kam der Kontakt zu Stande. Am Samstagabend spielt nämlich immer eine Liveband Musik ab halb 12 und ich sollte als Solist etwas auf meiner Trompete vorspielen...

Also zogen wir wieder zu viert los, ich mit meiner Trompete. Eigentlich war ich vorher schon fast eingenickt und hatte auch wenig Lust mitzugehen, doch ich dachte mir, dass die anderen ja schließlich hauptsächlich wegen meinem Auftritt dorthin gehen und so konnte ich schlecht fehlen. Also riss ich mich zusammen und ging mit. Und ich sollte es nicht bereuen.
Mit der gewöhnlichen Verspätung von einer halben Stund fing die Band dann so gegen 12 Uhr Nachts an zu spielen und ehe ichs mir versah, stand ich auf der Bühne mit meiner Trompete und wurde von dem Sänger namens "George" angekündigt. Die Band stimmte daraufhin gleich einen Blues Rythmus an und ich sollte nun improvisieren in einer Tonart, die ich nicht verstanden hatte. Nach kurzer Zeit stellte ich fest, dass es fis-Dur war, also alles andere als leicht zu spielen. =)
Auch wenn ich die impro eigentlich ziemlich verkackt habe, bekam ich am Ende doch starken Applaus von den Gästen und ich fühlte mich wie auf Wolke 7. Das ausgeschüttete Adrenalin flashte mich noch die ganze Nacht und ich fühlte mich einfach nur extrem gut. Die Schmerzen vom Nachmittag waren bereits wieder vergessen.
 

 

 

Was für ein Samstag! Und dabei fehlt der zweite Teil des Wochenendes noch, der mindestens genauso atemberaubend gewesen ist. Lasst euch überraschen wies weitergeht!

Euer Rubén