Montag, 4. Februar 2013

Lima - Ein Wochenende mit Krankenhausbesuch und Weisswuersten

Lima (1. - 4.2.13)

Kaum zu glauben, dass die Zeit so schnell vergangen ist, aber der Februar hat angefangen und damit bin nun schon 5 Monate in Tarapoto. Aktuell genieße ich allerdings meinen mehr oder weniger "wohlverdienten" Urlaub im schönen Chile. Das vergangene Wochenende habe ich in Lima verbracht und dort einige neue Erfahrungen gemacht. Heute bin ich dann mit dem Flieger weiter nach Santiago de Chile geflogen. 
Da ich z.Zt. deutlich mehr von Lima zu berichten habe, schreibe ich in einem anderen Eintrag über meine Erfahrungen in Chile und die Unterschiede zwischen diesen beiden beeindruckenden Ländern Südamerikas.

1.Die Ankunft 

Es ist meine erste Reise, die ich komplett alleine organisiert habe. Ich musste mit genügend Spielraum vorher meine Wäsche waschen, meine Dokumente zusammen suchen und natürlich meine gesundheitlich unsichere Situation beim Arzt überprüfen lassen. Zuegegebenermaßen war meine Organisation dabei noch nicht ganz einwandfrei, weil ich vergessen habe, ein Hostal/Hotel in Lima vorher zu reservieren. so kam ich am Freitag in Lima an und hatte von noch keiner Hnterkunft eine entgültige Zusage. Zum Glück hatte das dritte Hostel dann doch noch ein Bett in einem Achterzimmer frei. Eigentlich klingt das nicht so bequem, doch ich hatte echt Glück mit meiner Unterkunft. Sie war supersauber, die Leute waren alle jung, meistens gutausssehend und kamen von überall her. Dazu war der Preis pro Nacht (15 USD) alles andere als zu hoch und stand in einem sehr gutem Verhältnis zur gebotenen Leistung.

2. Der Schock

Ich war gerade erst angekommen, hatte ein paar notwendige Sachen aus meinem Koffer ausgepackt und mich mit meinem netten Zimmernachbarn ein wenig unterhalten. Eigentlich war alles in Ordnung, ich war nur sehr müde und fiel dementsprechend wie ein Stein ins Bett. Doch dort  bekam ich auf einmal Schüttelfrost und ich merkte wie mein Kopf anfing zu kochen. Ich dachte zunächst, dass das Fieber bestimmt wieder weggeht und es eigentlich keinen Grund zur Panik gibt. Es wäre auch ein äußerst unpassender Zeitpunkt gewesen,. um auf ärztliche Hilfe angewiesen zu sein, schließlich war ich allein in einer fremden Stadt. 
Mit der Zeit wurde das Fieber aber schlimmer, sodass ich irgendwann meine Arme und Beine nichtmehr spürte. Man kann sich das so vorstellen, dass ich mich wie ein Wurm ohne Knochengerüst gefühlt habe. Diese Schwäche gab mir so zu denken, dass ich mich mit meiner wenigen Kraft aus dem Bett aufraffte, etwas Geld einsteckte und zur Rezeption ging. Der Mann dort war bereits ein bisschen angetrunken und empfohl mir, doch mal zum Hausmeister zu gehen, der kenne sich mit sowas aus. 
Die Empfehlung des Rezeptionsmanns entsprach nicht der Wirklichkeit. Der Hausmeister hörte mir zu und meinte, er würde mich zur nächsten Apotheke begleiten, damit ich mir was gegen mein Fieber kaufen könne. Doch mir ging es so schlecht, dass ich kaum noch laufen konnte und das würden so ein paar fiebersenkende Medikamente auch nicht ändern.
Also überzeugte ich ihn, mich ins nahgelegene Krankenhaus zu begleiten. Dort wurde ich für 8 Soles untersucht (= ca. 2,60Euro). Doch bis es dazu kam, war ich schon fast vor Schmerzen verzweifelt. Irgendwie litt ich total und ich weiß immer noch nicht woher diese immense Schwäche kam, die ich an diesem Abend spürte. Letztendlich war ich mit der ärztlichen Leistung auch nicht sonderlich zufrieden. Bei mir wurden 39°C gemessen, ich wurde ein wenig vom Arzt abgehört und dann haben sie mir eine Spritze in den Hintern gegeben, die mein Fieber senken sollte. Tatsächlich erholte ich mich nach dieser Spritze ein wenig, doch daraufhin wurde mir nur ein Rezept für verschiedene Medikamente in die Hand gedrückt und mir angedeutet, zu gehen. Weder wurde mir eine klare Diagnose geliefert, noch wurden anständige Untersuchungen gemacht (z.B. Blutuntersuchung), die zu einer solchen hätten führen können. 
Insgesamt war ich gut zweieinhalb Stunden im Krankenhaus gewesen und der Hausmeister hatte die ganze Zeit auf mich gewartet, zum Glück! Ich hätte sonst nämlich keine Ahnung gehabt, wie ich zum Hotel zurück finden sollte. Der Hausmeister war nach der ganzen Warterei natürlich etwas sauer, weil er drei Stunden verschwendet hatte. Ich gab ihm daher am Ende 10S (3,10Euro) als Trinkgeld für seine Hilfe. Als er diese geringe Summe sah, wirkte er ein wenig enttäuscht, gab sich aber trotzdem damit zufrieden, schließlich hatte ich auch einfach nicht mehr Kleingeld zu bieten. 

3. Der Samstag 

Nach meinem Krankenhausaufhalt konnte ich nicht sonderlich viel schlafen und stand so schon um 8 Uhr mogens auf, nahm ordentlich Frühstück zu mir und schluckte die mir verschriebenen Tabletten. Doch nachdem ich mich morgens einigermaßen fühlte, wurde es dann gegen Mittag wieder schlechter und ich legte mich nochmal hin. 
Zum Mittag gings dann los nach Miraflores. Das ist das edelste Viertel Limas, in dem es sehr viele Shopping-malls, Casinos, Parks und generell teure Läden gibt. Es lässt sich dort sehr gut leben, wenn man das nötige Geld dafür hat. Es ist sehr sicher, übersät von Touristen und gibt daher kein realistisches Bild von Lima ab.



Nachdem ich mir Miraflores und den Kennedypark ein wenig angesehen hatte, gings weiter nach La Victoria, wo ich mit Cornelius, einem Mitfreiwilligen aus Lima, auf eine Gastronomiemesse gehen sollte. Diese fand auf dem Gelände des größten Fußballvereins von ganz Peru statt. Der Haken an der ganzen Sache war, dass man erstmal dahin kommen musste und sich dieses Stadion in einem der gefährlichsten Viertel von ganz Lima befindet. Wir nahmen einen Bus, der uns bis zur Straße "Isabel la Católica" in La Victoria brachte. Dort befanden wir uns ein paar Blocks vom Stadion entfernt und Cornelius beschloss nach etwas Grübeln, dass wir es wagen sollten, diesen Weg einfach zu laufen. Anscheinend waren gerade keine Anzeichen für einen Bandenkrieg zu finden, doch trotzdem wurden wir nach nur wenigen Metern gleich von einem dort lebenden Amerikaner gewarnt. Er meinte, die Räuber hätten Freuden daran, meinen Rucksack zu klauen und das sahen wir beide ein. Also nahmen wir dann doch lieber einen Bus, um sicher am Stadion anzukommen. Doch ein Bus setzt einen auch nicht direkt vor der Tür ab, sodass wir noch ein klein bisschen laufen mussten.
Und nun kommts: Selbst bei dieser kurzen Strecke von der Haltestelle zum Stadioneingang wollte man uns angeblich schon ausrauben. Zumindest wurden wir von einem Mann angesprochen, der uns fragte, wonach wir suchten. Zum Glück gingen wir nicht auf ihn ein und gingen zügig weiter, denn wernig später fuhr ein Polizist an uns vorbei und meinte, dass er uns ausrauben wollte.
Also waren wir angehalten, möglichst schnell das Stadion zu betreten, um nicht noch mehr Räuber anzulocken.
Danach passierte dann auch gar nichts mehr und wir konnten entspannt die leckeren peruanischen Speisen auf der Gastronomiemesse genießen.

Überm Feuer gegrilltes Schweinefleisch mit Süßkartoffeln 

Ein Mann wollte uns das Buch der Vereinsgeschichte verkaufen, ließ sich dann aber auch ohne Kauf auf ein Foto mit uns ein


Als wir mir vollem Bauch und von der lauten Live - Musik zugedröhnten Ohren das Stadion verließen, begleitete uns doch tatsächlich ein Sicherheitsmann vom Stadion zur nächsten Bushaltestelle, praktisch als Bodyguard. Von da aus verließen wir das beeindruckenden Stadtviertel La Victoria und machten uns auf dem Weg in Richtung Stadtzentrum. Hier konnte man die Kolonialarchitektur der Spanier bewundern, sich ein paar alte Kirchen ansehen und in die unzähligen riesigen Märkte gehen. Zusätzlich zu meinem noch angeschlagenen Zustand vom Vortag, hatte ich mich ein bisschen verbrannt und brauchte nun erstmal eine kurze Erholungspause. Daher setzten wir uns in eine Bodega und tranken kaltes Wasser. Von dortaus machten wir uns auf den Weg zur Plaza. Die ist zwar ganz schön, aber es ist eben auch nur ein Platz mit ein paar Palmen und einer Kathedrale. Der Präsidentenpalast und der Kongress befinden sich auch dort in der Nähe.
Es gibt im Zentrum außerdem noch eine Fußgängerzone, an der sich viele teure und weniger teure Geschäfte befinden. Diese führt zu einer Station des "Metrpolitano". Das ist eine Buslinie mit eigenere Spur, die in sehr kurzer Zeit große Teile Limas durchquert und den Verkehr ein wenig entlastet. Leider gibt es nur eine Linie und die Preise wurden vor kurzem von 1,50 Sol auf 2 Sol erhöht, weswegen mein Mitfreiwilliger Cornelius meinte, er würde ihn vorläufig boykottieren.     


Daher nahmen wir eine einfache Buslinie, die uns zurück zu meinem Hostal bringen sollte. An diesem  Samstag war ausgerechnet in Peru der Tag des Piscos.
Für die, die es nicht wissen: Pisco ist ein Schnaps der aus Traubenwein gebrannt wird und nach der gleichnamigen Stadt benannt wurde. Er gilt als der Nationalschnaps Perus und Chiles, weshalb es häufig Streit zwischen diesen beiden Staaten um die Herrkunft des Piscos gibt. Da sich die Stadt Pisco in Peru befindet, liegt es allerdings nahe, dass Peru das ursprüngliche Herrkunftsland des Branntweins ist.

Nun war Tag des Piscos und mehrere Stadtviertel veranstalteten ihm zu Ehren Feste mit jede Menge Pisco zum Probieren. Eigentlich hatten Cornelius und ich noch vor, auf eins dieser Feste im Stadtteil San Miguel zu gehen, doch der Tag war für mich schon sehr anstrengend gewesen und ich war schließlich auch noch nicht ganz bei Kräften. Also setzten wir uns einfach auf die Dachterasse meines Hostals, genossen den genialen Ausblick auf Miraflores und quatschten ein wenig. Dann gingen wir noch einen Döner bzw. Falafel essen und das war's dann schon vom Samstag. Eigentlich gar nicht so viel oder ? =)



4. Der Sonntag


Auf Anraten eines deutschen Zimmergenossen, nahm ich mir für Sonntag vor, alles ein wenig ruhiger angehen zu lassen. Schließlich hatte ich am Samstag doch ziemlich viel unternommen dafür, dass ich kurz zuvor noch mit Fieber im Krankenhaus gelegen hatte. Ich ging Frühstücken, schrieb kurz eine Mail an meine Eltern und dann legte ich mich einfach nochmal hin und genoss die ungewohnt bequeme Matratze des Hotelzimmers. Irgendwann fühlte ich mich dann aber doch wieder in der Lage, zumindest etwas enspanntes zu unternehmen.    Also stand ich auf, suchte meine Sachen zusammen und dann schmiedete ich einen Plan für Sonntag.
Ein netter peruanischer Zimmerkamerad aus Trujillo hatte für diesen Tag auch noch nichts geplant und nachdem wir ein wenig ins Gespräch gekommen waren, schlug ich ihm vor erstmal irgendwo in der Nähe zu Mittag zu essen.
Wir gingen also in den nächstgelegenen Wong-Supermarkt, wo es im oberen Geschoss auch ein riesiges Angebot an fertigen Speisen gibt. In den Filialen dieser Kette findet man fast alles, was man auch aus Deutschland kennt, was es aber sonst in Peru nicht gibt: Salzstangen, Roggenbrot und...Weißwürste! Und genau letztere ließen mich nicht mehr los, als ich sie in der Fleischabteilung gesehen hatte. Außerdem hatte ich im unteren Geschoss auch bereits süßen Senf entdeckt. Die Versuchung war einfach zu groß, ich musste zuschlagen. Also kaufte ich drei Weißwürste und ein Glas süßen Senf, den ich im Kühlschrank im Hostal fürs Abendessen lagerte.
Zusammen mit dem Zimmergenossen aus dem Hostal machte ich dann eine Tour mit dem elektrischen Zug, also praktisch der S-Bahn Limas. Wer mich kennt, weiß dass ich ein riesiger Fan von Zügen bin und ausgerechnet in Lima, einer fast 10 Mill Einwohner fassenden Riesenstadt, gibt es nur eine mickrige S-Bahn Linie, die nur einen winzigen Teil des Stadtgebiets abfährt. Interessant ist diese Strecke aber allemal, weil man durch verschiedene Stadtviertel mit komplett unterschiedlichen Facetten fährt.      



Unsere Tour startete an der Station "Angamos", die sich im bürgerlichen Stadtteil San Borja befindet. Von da aus fährt der elektrische Zug über das edle Viertel Surco in die Elendsviertel am Stadtrand, die sogenannten "Pueblos Jóvenes" (dt. junge Dörfer). Es ist echt ein Unterschied wie Tag und Nacht wenn man die bürgerlichen, zentrumsnahen Stadtviertel Richtung Stadtrand und Hügellandschaft verlässt. Kaum zu glauben, dass das alles ein und die selbe Stadt ist.
Die Endstation das elektrischen Zuges heißt "Villa El Salvador" und liegt im gleichnamigen Elendsviertel. Die Pueblos Jóvenes sind für Touristen selbstverständlich etwas gefährlich, deswegen ist es auch nicht besonders empfehlenswert, die Stationen der S-Bahn zu verlassen. In dem Zug selbst und an den Haltepunkten passiert einem aber nichts, dafür wird mit genügend Sicherheitsdienst an den Stationen und im Zug gesorgt.
Da ich bereits bei den Einführungstagen im vergangenen September an der alternativen Stadtführung durch die Pueblos Jóvenes teilgenommen habe, kannte ich diese Billder natürlich schon und ernsthaft schockiert haben sie mich nicht. Für jemanden, der Deutschland jedoch noch nie in Richtung Entwicklungsländer verlassen hat, können diese Eindrücke schon etwas besonderes und außergewöhnliches bedeuten.

Blick vom elektrischen Zug auf das Stadtviertel "San Juan de Miraflores" am Stadtrand Limas 


Nach der Tour mit dem Zug gönnten wir (mein Zimmergenosse und ich) uns erstmal einen Kaffee in der nächstgelegenen Mall und ich kaufte mir Taschentücher. Mein Schnupfen und Husten war wieder etwas stärker geworden und ich merkte, dass das heutige Tagesprogramm mit diesem Kaffee enden sollte. Also fuhren Adriano (mein Zimmergenosse) und ich mit dem nächsten Bus wieder Richtung Hostal, wo die Weißwürste auf uns warteten. Mit ein paar gekochten Kartoffeln und dem süßen Senf servierten wir sie und ließen sie uns schmecken, köstlich! Ich hatte ewig schon nicht mehr etwas so leckeres gegessen. Also hielt ich es auf diesem Foto vom 3.2. fest. =)


Den deutschen Zimmergenossen lud ich dann auch noch zu einer Weißwurst ein, weil weder Adriano noch ich mehr als eine schafften (Die machen echt satt!). Dadurch kamen wir wieder ins Gespräch und es wurde noch ein netter Abend. Dann bestellte ich für den nächsten Morgen noch ein Taxi, dass mich zum Flughafen bringen sollte und schlief daraufhin die dritte und gleichzeitig letzte Nacht im Hotel.

Wahnsinn, das Schreiben dieses Blogeintrags hat tatsächlich fast einen Monat gedauert, aber immerhin ist er jetzt komplett und es kommt nichts mehr hinzu. 
Der nächste handelt dann wie versprochen von Chile und dem Rest meines Urlaubs. 

Liebe Grüße 
Rubén