Sonntag, 9. Juni 2013

Ja, ich lebe noch...

Hey Leute,

Es ist seit meinem letzten Eintrag ziemlich viel Zeit vergangen und einige dachten wahrscheinlich schon, dass der Blog "Ruben in Tarapoto" seinen Geist aufgegeben hat.
Ich möchte jetzt hier auch nicht hundert Gründe nennen, um das Aussetzen des Bloggens zu rechtfertigen. Andererseits habe ich auch nicht vor all die Zeit, die vergangen ist ausführlich nachzuerzählen.
Dass ich nicht mehr geschrieben habe, hängt nämlich auch damit zusammen, dass es mir teilweise nicht so gut ging oder einfach auch nicht mehr so viel passiert ist.

Deshalb kann ich die vergangene Monate ganz kurz und knackig so zusammenfassen:

Februar: Ein kompletter Reisemonat für mich.
Über Lima führt mich der Weg nach Santiago de Chile und von da aus in den Süden des Landes. Einerseits ist die langersehnte Reise mit den üblichen romantischen Idealien Chiles aus meiner Kindheit übersäht. Andererseits wird vieles überschattet von einem sehr unsicheren Gesundheitszustand meinerseits, der schon im vorherigen Blogeintrag etwas thematisiert wird.


Companero Allende und ich hinter dem Moneda-Palast, dem chilenischen Regierungsgebäude, in dem jener Präsident im Jahre 1973 angesichts des Militärputsches Selbstmord begangen hat. 


Die chilenische Nationalblume, die "Copihue"


Das ist das Ferienhaus meiner Großeltern am "Lago Lanalhue" (See Lanalhue)


März: Dieser Monat war ziemlich öde. 
Meine Krankheit wirkte noch nach. Nachdem ich wegen den Parasiten und meiner Bronchitis viel Antibiotika schlucken musste, war meine Leber infolgedessen etwas entzündet. Zunehmend spüre ich auch weniger Motivation für meine Arbeit und irgendwie bedingt sich alles. Gleichzeitig fange ich ein Band-Projekt mit ein paar Musikern an und meine Arbeitszeit im Kinderdorf wird endlich auf drei Tage die Woche reduziert. An den anderen beiden Wochentage gehe ich auf einer Ökologischen Farm bei einem Bio Bauern arbeiten, der gleichzeitig den Standort für Ökotourismus nutzen möchte. 
http://www.wayrasacha.com.pe/ (Die eigene Homepage des Standorts für Interessierte)


Das "Bauernhaus". Es besteht zum größten Teil aus Bambus und anderem Holz. Die Familie, der die Farm gehört hat aber auch einen anderen Wohnsitz in der Stadt. 


Der Kaffeanbau auf dem Land



April: Meine gesundheitliche Situation stabilisiert sich.
Ein epischer Nirvana-Arbeit in Tarapoto und zufriedenstellendere Arbeitsverhältnisse tragen dazu bei, dass sich meine Stimmung wieder hebt.
ich fange im April an, jeden Freitag mit Sophie zusammen Deutschunterricht an der staatlichen Universität Tarapoto zu geben.


"Professor Ruben" mit den Deutschstudenten 


Mai: Das zweite Zwischenseminar in Lima mit allen Mitfreiwilligen
Ich bekomme ein ganz anderes Gesicht von Peru mit und lerne viel über die Zeit des Terrorismus in den 80er Jahren.
Anschließend geht es für fünf Tage nach Arequipa, wo ich mich mit meiner alten Gastfamilie rund um Mauricio (einige von euch werden sich noch an ihn erinnern^^) und anderen Freunden treffe. Außerdem mache ich eine epische Downhill-Fahrradtour auf dem Vulkan Chachani (6075m).
In Tarapoto wieder angekommen, lerne ich auch endlich mal die Huacamaillo-Wasserfälle kennen, die sich in San Antonio in der Nähe von Tarapoto befinden.


Abimael Guzman, der Terroristenführer des Sendero Luminoso in den 80er Jahren
(Wenn euch die Zeit des Terrorismus in Peru genauer interessiert und ihr etwas spanisch könnt empfehle ich euch den Film "la boca del lobo". Der ist auf Sophies Blog verlinkt http://vida-tarapotina.blogspot.com/)


Im "Parque de las Aguas" in Lima. 
Dort werden Wassershows mit Lichteffekten gemacht, die eine große Touristenattraktion darstellen. 


Das ist "Rabbit" unser neuer Mitbewohner, der ordentlich und eigentlich rund um die Uhr alles frisst, was man ihm hinwirft. 


Dieser Wasserfall ist einfach wunderschön. Man kann so super im tiefen Wasser schwimmen und tauchen und gleichzeitig hat man eine Art Sandstrand zum Abhängen in der Nähe.


Jetzt ist Juni und es ist aktuell sehr regnerisch und gar nicht mal so heiß. Meine Zeit hier verstreicht so langsam und eigentlich fühl ich mich z.Zt. so, als würde ich mich gerade erst so richtig an das Klima und die Stadt gewöhnen.
Draußen schüttet es wortwörtlich wie aus Eimern und keiner geht mehr vor die Haustür. Das Paradoxe an dem Wetter ist, dass es gerade an besonders regnerischen Tagen kaum Leitungswasser gibt und dies u.a. dazu führt, dass man mit dem letzten übrigen zusammengesammelten Wasser mit unzureichender Hygiene kochen und alles Waschen bzw. Putzen einstellen muss. Die eigene Körperpflege kann man dann natürlich auch vergessen.
Hier wird mir besonders gut klar, wie viel Wasser ich sonst bei freier Verfügbarkeit verbrauche. Manchmal steh ich mit einer 2 Liter Flasche für meinen Abwasch da und es reicht nicht mal annähernd für eine ordentliche Reinigung der Teller und Töpfe.
Also stapelt sich an regnerischen Tagen das schmutzige Geschirr im Waschbecken während sich draußen ganze Ströme voller Wasser bilden, die die asphaltierten Straßen überschwemmen und die nicht asphaltierten unbefahrbar machen.

Jetzt ist es schon spät geworden. Der Regen ist zurückgegangen und von draußen ist nur noch das laute Zirpen der Grillen zu hören, welches das Einschlafen schonmal erschweren kann. Ruhe gibt es hier wirklich selten...aber man gewöhnt sich dran.

Einen schönen Gruß an alle aus Tarapoto und einen schönen Sommer nach Deutschland!
Euer Ruben