Sonntag, 2. Dezember 2012

Von Weihnachten und einer peruanischen Käsefreundin

Der von Krankheiten übersähte November ist nun endlich zu Ende und die Adventszeit hat angefangen...
 
In Deutschland ist das ja bekanntermaßen ein ganz großes Ereignis, mit Weihnachtsmärkten, Adventskalender und jeder Menge Naschereien. Da ich an die deutschen Verhältnisse gewöhnt bin und sie auch ganz gerne mag, vermisse ich den ganzen Weihnachtstrubel im Ausland ganz schön, weil es dass es das in dieser Form in Peru nicht gibt.
Wie ich bereits in einem älteren Eintrag erwähnt hatte, gibt es hier natürlich nur künstliche Tannenbäume und das Klima passt für uns Europäer auch einfach gar nicht mit der Weihnachtszeit zusammen. Es ist hier weiterhin tierisch heiß, nach der Meinung einiger Einheimischer ist es sogar der heißeste Monat im Jahr, sodass Wintermäntel, Handschuhe und weitere Utensilien der Weihnachtsromantik komplett entfallen.
 
Trotzdem ist der zentrale Platz Tarapotos ganz schön mit künstlichen Tannenzweigen und einer großen Krippe geschmückt. Außerdem kann man von einem Weihnachtschlitten mitsamt dem Weihnachtsmann für 2 Soles (= 60 ct) einmal um die Plaza gefahren werde. Man sieht daran ganz gut, wie hier einige westliche Traditionen adaptiert wurden und mittlerweile auch in Peru Verbreitung finden. Auch wenn Tannenbäume eigentlich überhaupt nicht in die Tropen gehören, werden sie hier von vielen Leuten aufgestellt.
 
Ich möchte aber auch ein bisschen was von meinem aktuellen Leben in Tarapoto erzählen. Ich wohne bereits etwas über einen Monat in der Familie des Deutschprofessors  Manuel Pérez Saurin. Mit ihm, seiner Frau und der dreijährigen Tochter komme ich einfach und problemlos klar. Unter der Woche sehen wir uns nur abends und morgens bei den Mahlzeiten. Wenn ich abends dann noch etwas Energie habe, rede ich mit meinen Gasteltern ein bisschen und/oder schaue mit ihnen zusammen "Yo Soy" im Fernsehen (Das ist eine peruanische Castingshow, wo die Teilnehmer Musiker/Bands imitieren müssen...vergleichbar mit DSDS). 
Dienstags geht mein Gastvater mit seinen Freunden aus der Kirche immer auf einem Kunstrasenplatz Fußball spielen. Da sie erst um 10 Uhr abends loslegen und ich abends eigentlich immer sehr erschöpft bin, habe ich ihn bisher nur zweimal begleitet, aber eigentlich würde ich gerne häufiger mitgehen. Am Wochenende kochen wir dann manchmal zusammen oder sie laden mich ein, mit ihnen essen zu gehen oder an anderen Aktivitäten teilzunehmen.
Meine dreijährige Gastschwester ist einerseits etwas schüchtern, kann aber auch sehr fordernd und anspruchsvoll sein, was sich in folgendem Beispiel zeigen wird:
 
 
Ich saß draußen vor der Tür mit einem Käsebrot und hab ihr beim Spielen auf der Straße mit den Nachbarskindern zugeguckt. Plötzlich näherte sie sich mir und sagte ganz ohne Bedenken oder Hemmungen: "Quiero queso!(Ich will Käse!)". Ich brach ihr ein winziges Stückchen von meinem Käse ab und hielt es ihr hin, doch anstatt sich zu bedanken, sagte sie mit ihrer Babystimme: "No, quiero un pedazo más grande! (Nein, ich will ein größeres Stück!)". Innerlich war ich einerseits überrascht und musste andererseits lachen, weil ich dieses Verhalten so komisch und überraschend zugleich fand.
Später, als ich mich gerade mit ihrem Vater unterhielt, kam sie dann nochmal angelaufen und meinte zu ihrem Vater, dass sie Käse essen wolle. Er deutete auf mein noch nicht ganz aufgegessenes Brot und meinte: "Pregúntale a él, si te invita a un pedazito! (Frag ihn doch, ob er dir ein Stückchen abgibt)" 
Daraufhin sagte sie ganz frech: "Lubén(Sie kann kein R aussprechen^^) invitame a tu queso! (Rubén, gib mir etwas von deinem Käse!)"
Diesem Imperativ fügte sie auf Anraten ihres Vaters dann noch ein "por favor" (bitte) hinzu und da ich ja ein freundlicher Mensch bin, hab ich mich dann bereit erklärt, ihr etwas abzugeben. 
Ich hielt ihr meinen Teller hin und forderte sie auf, sich eine meiner Käsescheiben zu nehmen. 
Sofort griff sie nach der allergrößten Scheibe. Mein Gastvater und ich brachen erstmal in Gelächter aus und dann teilte ich die größte Scheibe noch einmal durch zwei, damit mir noch ein bisschen von meinem Käsegenuss übrig blieb. ;)
 
Anhand dieser kleinen Geschichte sieht man meiner Meinung nach ganz gut, wie meine kleine Gastschwester tickt. Daher habe ich jetzt in Peru sowohl am Arbeitsplatz, als auch zu Hause mit Kindern zu tun. Auch wenn das zu Hause nochmal was ganz anderes ist...
  
 Zu guter letzt sollte natürlich auch meine Arbeit in der Aldea Infantil nicht zu kurz kommen.
Ich hatte bereits geschrieben, dass ich hier auch ab und zu die Lehrerinnen im Unterricht unterstütze und den Kindern bei íhren Aufgaben helfe. Dazu sollte man sagen, dass ich dort meistens allerdings nur als Schüler teilnehme und dann gelegentlich Aufgaben mit meinen "Mitschülern" zusammen bearbeite. Selbst unterrichtet habe ich nur am Anfang gelegentlich in Religion. Es würde mir gefallen, dort ein wenig mehr zu machen und diese Gelegenheit könnte sich ergeben, weil die Nonne, die bis vor kurzem noch im Kinderdorf unterrichtet hat, mittlerweile wieder auf dem Weg in ihre kamerunische Heimat ist.
 
 
Zumindest haben wir uns einmal im Unterricht ganz zu meiner Freude mit Geografie beschäftigt, was ja bekanntlich einer meiner Lieblingsthemen ist. Dann sollten wir eine Karte von Peru mit den 30 Regionen zeichnen und diese dann noch bunt anmalen. Alle Kinder kamen an diesem Nachmittag zu mir und baten mich um Hilfe, weil sie es nicht schafften, die Regionen richtet einzuzeichnen.  
Ich kam mir in dieser Situation auf jeden Fall hilfreich vor und war nicht mehr bloß eine "Dekoration des Klassenraumes". Naja gut, ganz so extrem ist es dann doch nicht, aber zumindest war der Tag echt gelungen.
 
 
Jetzt geht es nämlich erst einmal nach Lamas (20 min. von Tarapoto entfernt) zum ersten Zwischenseminar der Peru-Freiwilligen. Dort lernen wir auch noch die anderen Peru Freiwilligen kennen, die schon seit Juli an ihrem Einsatzort sind und die jetzt auch alle nach San Martín (also die Region, in der Tarapoto liegt) kommen. Ich freu mich schon drauf und bin gespannt was man sich so zu erzählen hat. 

        
Das ist eine "Mazamora Morada"  eine Art Pudding aus Lila-Mais und Maniokmehl. Da kommen dann noch Rosinen und Apfelstückchen rein. War lecker!
 
 
Es grüßt Euch,
 
euer Rubén!

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