Mittwoch, 26. Dezember 2012

Navidad en el Perú

Ich wollte mal zur Abwechslung einen etwas bilderlastigeren Blogeintrag schreiben, weil die letzten doch sehr textintensiv waren. Ich denke auch, dass sich Weihnachten viel leichter in Bildern ausdrücken lässt, als in Worten...
 
 
 
Das ist die "Plaza Mayor" (zentraler Platz) weihnachtlich geschmückt mit einem als Tannenbaum verkleideten Obelisken und einer riesigen Krippe.

 
In der Aldea gab es in der Vorweihnachtszeit mehrere "Chocolatadas". Dabei handelt es sich um Veranstaltungen, die von Außenstehenden (z.B. Banken, Studenten) für einen guten Zweck organisiert werden. Den Kindern werden Geschenke überreicht und es wird mit ihnen getanzt. Dabei erscheint auch häufig eine als "Weihnachtsmann" verkleidete Frau. Nach der Geschenkeübergabe werden die Kinder dann mit süßen Speisen verkostet...

 
Das wird dann bei Chocolatadas konsumiert: warmer Kakao mit einem "Panetón" (Das ist ein sehr süßer Hefekuchen, mit konfitierten Früchten und Rosinen gefüllt)
 
 
Ich hab mich dann auch mal an dem Panetón probiert. Wurde auch sehr lecker, nur außen hatte er eine sehr harte Kruste. Keine Ahnung wie man die wegkriegt. Vielleicht muss man ihn auf niedrigerer Hitze backen.

 
 Diese Gradanzeige ist natürlich totaler Blödsinn. Wenns in Tarapoto mal wirklich "kalt" ist, dann sinkt die Temperatur auf eisigkalte 20 Grad. 0 Grad können die sich hier gar nicht vorstellen. Da die Temperatur in der Weihnachtszeit nochmal ansteigt, wird diese Gradanzeige umso utopischer.
 

 
In der Aldea gab es einen Wettbewerb zwischen den einzelnen Familien, wer sein Haus am schönsten weihnachtlich gestaltet. Der Familienkomplex(bestehend aus 2 Familien), der auf diesem Foto zu sehen ist hat diesen Wettbewerb gewonnen und darf nun zur Belohnung auf der Plaza mit dem Weihnachtsschlitten samt Weihnachtsmann fahren.

 
Hier bin ich mit der Familie "Afecto" zu sehen. Wir tanzen und singen zum Weihnachtslied "ronda de navidad". Neben dem Hausgestaltungswettbewerb gab es noch einen Gesangs- und Performancewettbewerb zwischen den Familien. Leider holten "wir" nur den zweiten Platz. Der Preis für die Gewinner dieses Wettbewerbs war ein Ausflug ins Kino.
 
 
 
Das Weihnachtsfest in meiner Gastfamilie
 
 
 
Das gabs bei uns zu Weihnachten: eine Art Schweinshaxe mit Maniok (eine Knolle mit kartoffelähnlichem Geschmack) und einem Salat bestehend aus Rote-Beete, Zwiebeln und Brokkoli.  

 
Meine Gastschwester Diolita mit ihrem Weihnachtsgeschenk: Eine sprechende Puppe mit ihrem Baggi.
 
 
 
Jetzt aber wirklich und zwar von ganzem Herzen: Fröhliche Weihnachen euch allen, die ihr in Deutschland am Studieren seid. Fröhliche Weihnachten allen Familienangehörigen, die ihr dieses Jahr weit weg von mir gefeiert habt...und zu guter Letzt noch Fröhliche Weihnachten an alle Mitfreiwillige, die ihr auf der ganzen Welt verstreut eure Feiertage verbringt, sofern Weihnachten im jeweiligen Partnerland ein Feiertag ist. ^^
 
 
Frohes Fest !

Euer Rubén aus Tarapoto

Dienstag, 18. Dezember 2012

Das erste Unglück

Es fehlen nun wirklich nur noch ein paar Tage bis das Christkind vor der Tür steht und wenn ich euch jetzt frohe Weihnachten wünschen würde, wäre es gar nicht mehr so abwägig wie noch im November. Mittlerweile merke ich zwar, dass das peruanische Weihnachten vor der Tür steht, aber aufgrund eines Ereignisses am vergangenen Samstag/Sonntag bin ich alles andere als in Weihnachtsstimmung...

Es war Samstagabend. Wir, die Tarapotofreiwilligen haben den 19. Geburtstag von meiner Mitfreiwilligen Annika gefeiert, waren in einer megaleckeren Eisdiele und in einer Karaokebar, die den Namen "Calle 2" trägt. Soweit klingt der Abend eigentlich ganz gelungen und das war er auch bis zu dem Zeitpunkt, als wir um halb 3 aus der Karaokebar herauskamen und ich mich dazu entschied, die günstige Situation zu nutzen und nachhause zu gehen. Die Bar befand sich nämlich ganz in der Nähe von meinem Zuhause.
Also machte ich mich zu Fuß auf den Nachhauseweg, lief sorglos die Straße entlang ohne auch nur einen Gedanken an eine mögliche Gefahr zu verschwenden und wurde dann an der nächsten Straßenecke böse überrascht.
Man muss dazu sagen, dass ich in Tarapoto noch nichts besorgniserregendes gesehen habe und bis auf einen Taschendiebstahl, hatten wir Freiwillige hier auch noch keine Erfahrung mit Kriminalität gemacht. Daher bin ich etwas naiv nachts um halb drei durch das Drogenviertel Tarapotos gelaufen und dann passierte es...

Ich lief auf der menschverlassenen Straße bis diese eine Kurve machte. An dieser Stelle befand sich auch eine Treppe, die eine weiter oben gelegene Straße mit der Kurve verband. Diese Treppe sah ich einen jungen Mann oder vielleicht sogar einen Jugendlichen herunterlaufen, als ich an der Kurve angelangt war. Seine Schritte näherten sich meinen und ich hatte schon früh das Gefühl, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmte. Er schien hinter mir her zu sein.
Die Bestätigung bekam ich dann, als er kurze Zeit später eine Pistole zückte und sie drohend auf mich richtete. Paralysiert blieb ich auf der Stelle stehen und war völlig sprachlos. "Gib mir alles!", meinte er nur und hastig warf ich mein Portmonnaie und mein Handy vor ihm auf den Boden. Er befahl mir mich umzudrehen und wegzurennen und dabei rief er mir noch ein paar Beleidungen hinterher ("Concha tu madre!"). Ich war nun komplett blank und natürlich noch längst nicht zu Hause angekommen, die dunkelste Stelle lag sogar noch vor mir, also war der Horror natürlich noch nicht vorbei. Ich wollte nun so schnell wie möglich ankommen und rannte einfach so schnell ich konnte über die menschenleere, unbeleuchtete Brücke und danach dann den Berg hoch bis zu meiner Straße. Dort saßen noch ein paar Menschen auf der Straße und aßen Pommes, sodass ich mich so langsam wieder sicherer fühlte. Mit diesen älteren Herrschaften konnte ich mich auch noch ganz gut über die Geschehnisse austauschen, was mich wieder ein bisschen besser stimmte. Zum Glück war ich nach dem ganzen Tag so totmüde, dass ich keine Chance hatte, mich stundenlang mit dem Überfall zu beschäftigen.

Ich war auf der Straße und der Typ ist die Treppe links im Bild heruntergekommen

An dieser Stelle ist es dann passiert.


Mittlerweile habe ich schon eine neue Kreditkarte von meiner peruanischen Bank bekommen und die Karte meiner deutschen Bank bestellt. Das Problem ist, dass auf meinem anderen Konto eben auch ne Menge Geld ist, auf dass ich dann keinen Zugriff haben werde. Mein gestohlenes Handy muss die nächsten Tage dann auch noch ersetzt werden, damit ich erstens wieder erreichbar bin und zweitens auch wieder einen ordentlichen Wecker habe. Aktuell bin ich vollständig abhängig von meinen Gasteltern, die mich jetzt erstmal wecken. Das klappt zwar gut, aber es ist eben kein Zustand für längere Zeit.

Auch hier gilt es am Ende zu schreiben, dass ich den Überfall vielleicht etwas schlimmer dargestellt habe, als er eigentlich war. Ich sollte es positiv sehen, dass mir nichts passieert ist und mich dieser Junge noch nicht einmal angefasst hat. Wahrscheinlich war die Pistole auch nicht echt, sondern nur ein Spielzeug oder irgendeine Imitation. Daher sollte sich auch nicht mein Bild von Tarapoto total verändern. Es ist hier immer noch nicht sonderlich gefährlich, aber es gibt eben einige Ecken, die man besonders mitten in der Nacht und vor allem in der Vorweihnachtszeit meiden sollte. In dieser Zeit steigt die Kriminalität nämlich immer an.

Also weiterhin: Macht euch keine Sorgen! Es geht mir hier wirklich gut, auch wenn mein Schreibstil vielleicht manchmal etwas in die andere Richtung abgleitet.

Daher grüßt Euch,

Euer Rubén

Sonntag, 2. Dezember 2012

Von Weihnachten und einer peruanischen Käsefreundin

Der von Krankheiten übersähte November ist nun endlich zu Ende und die Adventszeit hat angefangen...
 
In Deutschland ist das ja bekanntermaßen ein ganz großes Ereignis, mit Weihnachtsmärkten, Adventskalender und jeder Menge Naschereien. Da ich an die deutschen Verhältnisse gewöhnt bin und sie auch ganz gerne mag, vermisse ich den ganzen Weihnachtstrubel im Ausland ganz schön, weil es dass es das in dieser Form in Peru nicht gibt.
Wie ich bereits in einem älteren Eintrag erwähnt hatte, gibt es hier natürlich nur künstliche Tannenbäume und das Klima passt für uns Europäer auch einfach gar nicht mit der Weihnachtszeit zusammen. Es ist hier weiterhin tierisch heiß, nach der Meinung einiger Einheimischer ist es sogar der heißeste Monat im Jahr, sodass Wintermäntel, Handschuhe und weitere Utensilien der Weihnachtsromantik komplett entfallen.
 
Trotzdem ist der zentrale Platz Tarapotos ganz schön mit künstlichen Tannenzweigen und einer großen Krippe geschmückt. Außerdem kann man von einem Weihnachtschlitten mitsamt dem Weihnachtsmann für 2 Soles (= 60 ct) einmal um die Plaza gefahren werde. Man sieht daran ganz gut, wie hier einige westliche Traditionen adaptiert wurden und mittlerweile auch in Peru Verbreitung finden. Auch wenn Tannenbäume eigentlich überhaupt nicht in die Tropen gehören, werden sie hier von vielen Leuten aufgestellt.
 
Ich möchte aber auch ein bisschen was von meinem aktuellen Leben in Tarapoto erzählen. Ich wohne bereits etwas über einen Monat in der Familie des Deutschprofessors  Manuel Pérez Saurin. Mit ihm, seiner Frau und der dreijährigen Tochter komme ich einfach und problemlos klar. Unter der Woche sehen wir uns nur abends und morgens bei den Mahlzeiten. Wenn ich abends dann noch etwas Energie habe, rede ich mit meinen Gasteltern ein bisschen und/oder schaue mit ihnen zusammen "Yo Soy" im Fernsehen (Das ist eine peruanische Castingshow, wo die Teilnehmer Musiker/Bands imitieren müssen...vergleichbar mit DSDS). 
Dienstags geht mein Gastvater mit seinen Freunden aus der Kirche immer auf einem Kunstrasenplatz Fußball spielen. Da sie erst um 10 Uhr abends loslegen und ich abends eigentlich immer sehr erschöpft bin, habe ich ihn bisher nur zweimal begleitet, aber eigentlich würde ich gerne häufiger mitgehen. Am Wochenende kochen wir dann manchmal zusammen oder sie laden mich ein, mit ihnen essen zu gehen oder an anderen Aktivitäten teilzunehmen.
Meine dreijährige Gastschwester ist einerseits etwas schüchtern, kann aber auch sehr fordernd und anspruchsvoll sein, was sich in folgendem Beispiel zeigen wird:
 
 
Ich saß draußen vor der Tür mit einem Käsebrot und hab ihr beim Spielen auf der Straße mit den Nachbarskindern zugeguckt. Plötzlich näherte sie sich mir und sagte ganz ohne Bedenken oder Hemmungen: "Quiero queso!(Ich will Käse!)". Ich brach ihr ein winziges Stückchen von meinem Käse ab und hielt es ihr hin, doch anstatt sich zu bedanken, sagte sie mit ihrer Babystimme: "No, quiero un pedazo más grande! (Nein, ich will ein größeres Stück!)". Innerlich war ich einerseits überrascht und musste andererseits lachen, weil ich dieses Verhalten so komisch und überraschend zugleich fand.
Später, als ich mich gerade mit ihrem Vater unterhielt, kam sie dann nochmal angelaufen und meinte zu ihrem Vater, dass sie Käse essen wolle. Er deutete auf mein noch nicht ganz aufgegessenes Brot und meinte: "Pregúntale a él, si te invita a un pedazito! (Frag ihn doch, ob er dir ein Stückchen abgibt)" 
Daraufhin sagte sie ganz frech: "Lubén(Sie kann kein R aussprechen^^) invitame a tu queso! (Rubén, gib mir etwas von deinem Käse!)"
Diesem Imperativ fügte sie auf Anraten ihres Vaters dann noch ein "por favor" (bitte) hinzu und da ich ja ein freundlicher Mensch bin, hab ich mich dann bereit erklärt, ihr etwas abzugeben. 
Ich hielt ihr meinen Teller hin und forderte sie auf, sich eine meiner Käsescheiben zu nehmen. 
Sofort griff sie nach der allergrößten Scheibe. Mein Gastvater und ich brachen erstmal in Gelächter aus und dann teilte ich die größte Scheibe noch einmal durch zwei, damit mir noch ein bisschen von meinem Käsegenuss übrig blieb. ;)
 
Anhand dieser kleinen Geschichte sieht man meiner Meinung nach ganz gut, wie meine kleine Gastschwester tickt. Daher habe ich jetzt in Peru sowohl am Arbeitsplatz, als auch zu Hause mit Kindern zu tun. Auch wenn das zu Hause nochmal was ganz anderes ist...
  
 Zu guter letzt sollte natürlich auch meine Arbeit in der Aldea Infantil nicht zu kurz kommen.
Ich hatte bereits geschrieben, dass ich hier auch ab und zu die Lehrerinnen im Unterricht unterstütze und den Kindern bei íhren Aufgaben helfe. Dazu sollte man sagen, dass ich dort meistens allerdings nur als Schüler teilnehme und dann gelegentlich Aufgaben mit meinen "Mitschülern" zusammen bearbeite. Selbst unterrichtet habe ich nur am Anfang gelegentlich in Religion. Es würde mir gefallen, dort ein wenig mehr zu machen und diese Gelegenheit könnte sich ergeben, weil die Nonne, die bis vor kurzem noch im Kinderdorf unterrichtet hat, mittlerweile wieder auf dem Weg in ihre kamerunische Heimat ist.
 
 
Zumindest haben wir uns einmal im Unterricht ganz zu meiner Freude mit Geografie beschäftigt, was ja bekanntlich einer meiner Lieblingsthemen ist. Dann sollten wir eine Karte von Peru mit den 30 Regionen zeichnen und diese dann noch bunt anmalen. Alle Kinder kamen an diesem Nachmittag zu mir und baten mich um Hilfe, weil sie es nicht schafften, die Regionen richtet einzuzeichnen.  
Ich kam mir in dieser Situation auf jeden Fall hilfreich vor und war nicht mehr bloß eine "Dekoration des Klassenraumes". Naja gut, ganz so extrem ist es dann doch nicht, aber zumindest war der Tag echt gelungen.
 
 
Jetzt geht es nämlich erst einmal nach Lamas (20 min. von Tarapoto entfernt) zum ersten Zwischenseminar der Peru-Freiwilligen. Dort lernen wir auch noch die anderen Peru Freiwilligen kennen, die schon seit Juli an ihrem Einsatzort sind und die jetzt auch alle nach San Martín (also die Region, in der Tarapoto liegt) kommen. Ich freu mich schon drauf und bin gespannt was man sich so zu erzählen hat. 

        
Das ist eine "Mazamora Morada"  eine Art Pudding aus Lila-Mais und Maniokmehl. Da kommen dann noch Rosinen und Apfelstückchen rein. War lecker!
 
 
Es grüßt Euch,
 
euer Rubén!

Dienstag, 27. November 2012

Die Dengue-Zeit

Wenn man mal einen Blick auf meinen Blog geworfen hat, wird einem auffallen, dass meine Blogeinträge von Monat zu Monat abnehmen. Waren es im September noch 9 Einträge, so reduzierte sich diese Zahl im Oktober auf 5, um dann im November noch weiter auf bisher einen Eintrag abzufallen.
Nun mache ich mir deswegen natürlich keine Vorwürfe, sondern sehe es als eine relativ normale Entwicklung an.
Einerseits ist der Eifer am Anfang eines Aufenthalts immer besonders groß, weil ja alles neu und spannend für einen selbst ist. Und andererseits hat sich meine Wohnsituation auch Ende Oktober mit dem Auszug aus der Aldea erheblich verändert. Wenn ich jetzt Abends um 7 von der Arbeit nachhause komme, dann bin ich immer sehr kaputt und kann mich meistens nicht mehr dazu motivieren, einen neuen Eintrag anzufangen. Die Tatsache dass ich in letzter Zeit krank gewesen bin und dadurch mehr Zeit zu Hause verbracht habe, hat daran auch recht wenig geändert.


Gerade auf diesen Krankheitsverlauf möchte ich meinem neuen Posts eingehen...

Letzte Woche Montag hatte ich schon auf dem Weg zur Aldea gemerkt, dass irgendetwas mit mir nicht stimmte. Als ich mit meinem Fahrrad den Berg hochfuhr, wurde mir auf einmal so schlapp, dass ich mich am liebsten danach auf den Bürgersteig gelegt hätte. Zumindest am Vormittag konnte ich dann auch noch meinen Stundenplan durchziehen. Ich half beim Schleifen und Bemahlen der neuen Aluminiumdächer und spielte mit den kleinen in der Früherziehung (also Kinder zwischen 2 und 5 Jahren). Doch dieses Spielen mit den Kindern schaffte mich enorm und ich sehnte mich mehr und mehr nach einem Bett.
Anfangs dachte ich, dieses matschige Befinden hinge nur mit den Medikamenten zusammen, die ich gegen meinen Tropenparasiten nehmen musste. Andere Freiwillige hatten von ähnlichen Problemen berichtet und daher hatte ich mich am Nachmittag erstmal ins Bett meines ehemaligen Zimmers gelegt, in der Hoffnung, mich dort ausruhen zu können. Doch als ich mich nach 2 Stunden wieder aufrichten wollte, brummte mein Kopf und mir wurde schwindelig. Eine Mitarbeiterin der "Aldea Infantil" hat dann bei mir Fieber gemessen und es kam raus, dass meine Temperatur mit 38.4 etwas erhöht war. Daher traf ich den Entschluss, zur Standardärztin zu gehen, die wir Freiwilligen immer aufsuchen, wenn wir gesundheitliche Probleme haben. Mittlerweile kennen mich die Angestellten dort auch schon sehr gut. =)

Im Wartezimmer fühlte ich mich dann so schlecht, dass selbst Sitzen für mich zur Qual wurde. Obwohl ich allerhand Skrupel hatte, mich im Wartezimmer einfach so hinzulegen, tat ich es, weil ich nicht mehr anders konnte. Die Ärztin war relativ ratlos, da meine Symptome wohl nicht besonders aussagekräftig waren. Totale Erschöpfung, Kopfschmerzen, Lust zu Erbrechen und Magenschmerzen. Am nächsten Tag sollte dann noch Durchfall dazukommen. Alles in allem: Es war eine Scheißsituation!

Als am Folgetag das Fieber auf 39 stieg, beschloss meine Gastfamilie, mich in eine Klinik zu einem ausgewiesenen Infektologen/Tropenmediziner zu schicken. Dieser ließ sofort ein Blutbild machen und das Ergebnis war aussagekräftig. Ich hatte Dengue-Fieber!
Für alle, die mit diesem Begriff nichts anfangen können, empfehle ich, sich einfach den Wikipediaartikel durchzulesen. Der sagt schon ziemlich viel über diese unangenehme Krankheit aus.
http://de.wikipedia.org/wiki/Denguefieber

Auf jeden Fall musste ich daraufhin erstmal anderthalb Tage in einem peruanischen Krankenhaus verbringen, weil mein Körper total ausgetrocknet war. Ich wurde dann übern Tropf mit einer Kochsalzlösung versorgt. Trotzdem hielten meine Magenkrämpfe und Schwächezustände immer noch an. Das Bett war auch äußerst unbequem, ich hatte kein Kopfkissen und zusätzlich waren die Toiletten in einem desolaten hygienischen Zustand, was aus meiner Sicht gerade in einem Krankenhaus nicht sein dürfte. Aber man kann nunmal nicht die staatlichen Krankenhäuser Perus mit den Standards in deutschen Krankenhäusern vergleichen.
Also ich hoffe, dass den anderen Freiwilligen diese Erfahrung im peruanischen Krankenhaus erspart bleibt. Man nimmt nicht viel gutes daraus mit.
Zumindest konnte ich am zweiten Tag schon wieder nachhause gelassen werden, wo ich die Krankheit dann mit 5 Ruhetagen auskurieren sollte. Stück für Stück merkte ich, dass es mir langsam besser ging, auch wenn mir sportliche Betätigung weiterhin einiges abverlangte. Aber es ist nunmal ziemlich normal, dass man nach einer Krankheit nicht sofort einen Marathon laufen kann.

Mittlerweile bin ich gut eine Woche wieder am Arbeiten und ich würde meinen Zustand immer noch nicht als gesund bezeichnen. Trotzdem bin ich aktuell so glücklich, wie schon lange nicht mehr. In meiner Gastfamilie fühle ich mich wohl, meine Arbeitssituation ist zufriedenstellend und ich werde ja doch Tag für Tag gesünder.
Also insgesamt besteht kein Grund zur Sorge, auch wenn ich die Krankheit als sehr heftig und leidvoll beschrieben habe. Das war sie auch, aber mittlerweile geht es mir aber wie gesagt schon etwas besser.

in diesem Sinne...

noch keine Frohen Weihnachten :D

Freitag, 9. November 2012

La Vida Tarapotina

Und hier kommt der nächste Blogeintrag aus dem immer heißer werdenden Tarapoto :D

Auch wenn ich eigentlich nicht vorhabe, viel Erfahrungsberichte in diesen Eintrag zu packen, sollten ein paar Sachen zu Beginn gesagt werden. Die Aldea rüstet jetzt auf Weihnachtsdekoration um. Das heißt, dass künstliche Tannenbäume aufgestellt und geschmückt werden und andere künstliche Bäume mit Girlanden versehen werden, die an Schnee erinnern sollen. Ich persönlich merke dieses Jahr ziemlich wenig von der im November üblich aufkommenden Weihnachtsstimmung. Das liegt natürlich daran, dass es hier ununterbrochen heiß und grün wie eh und jeh ist. Als Europäer verbindet man mit Weihnachten einfach Kälte, dicke Wintermäntel und eigentlich auch Schnee (auch wenn letzteres nicht immer vorhanden ist), doch all das gibt es hier in den Tropen nunmal nicht. Für mich ist es auch kaum vorstellbar, dass Menschen in ihrem ganzen Leben noch kein einziges Mal Schnee gesehen habe. Da in Peru Schnee aber nur auf den Gipfeln der Anden zu finden ist, kriegen die "Selváticos" (Die Bewohner der Selva), die meistens im Tiefland zu Haus sind, in ihrem Leben nichts davon mit. Meine Gastmutter hat mir heute erzählt, dass sie Schnee eigentlich nur aus der Gefriertruhe kennt. Das fand ich irgendwie lustig.
Da hier auch keine Tannen wachsen, werden wenn überhaupt künstliche Tannenbäume in die Wohnungen gestellt und dann wie bei uns auch üblich, mit Christbaumkugeln geschmückt und mit elektrischen Lichterketten versehen, wenn diese nicht schon mit dem Baum zusammen verkauft wurden.

Aber eigentlich hab ich jetzt schon einen ganz guten Übergang zum eigentlichen Thema meines Blogeintrags gefunden...




Ich hatte mir schon länger vorgenommen, einen Artikel über die kleinen und großen Dinge im Alltag zu schreiben, die hier in Peru ganz anders sind als in Deutschland. Nun bedarf es erst einmal einer ausführlichen Vorbereitung und langen Nachdenkens, bis man ein solches Thema gut erfassen kann. Außerdem will ich hier natürlich auch nichts unnötig verallgemeinern, denn ich weiß, dass das sehr schnell passiert ohne dass man es selbst bemerkt. Ich kann z.B. auch nur über die Unterschiede zwischen Berlin und Tarapoto schreiben und nicht über die generellen Kulturunterschiede Peru - Deutschland, da es mir unmöglich erscheint,  nur anhand der Erfahrungen jetzt in Tarapoto und vor 2 Jahren in Arequipa die ganze peruanische Kultur zu kennen. Es wäre anmaßend, das zu behaupten.
Peru ist extrem vielseitig und von Region zu Region haben die Menschen andere Vorlieben und Gewohnheiten, was auch immer mit den klimatischen Begebenheiten zu tun hat.
 
 In Arequipa (also im Andenhochland) werden z.B. sehr viel mehr Kartoffeln und Süßkartoffeln gegessen, als in Tarapoto. Dafür konsumiert man hier Unmengen an Kochbananen, die ich in Arequipa nirgendwo gesehen habe. Das liegt natürlich daran, dass die hier wie Unkraut an jeder Straßenecke wachsen und im eher kühlen Hochland natürlich nicht. Man kann also nicht behaupten, der allgemeine Peruaner esse gerne Kochbananen, da das ja lediglich auf den "Selvático" zutrifft.
So viel also vorneweg...

Das erste, was mir aufgefallen ist, als ich aus dem Flughafen gekommen bin, war natürlich das heiß-feuchte tropische Klima, das auf einen zuströmt und einem ziemlich zu schaffen machen kann, wenn man es nicht gewöhnt ist. Als mich mein Vater dann im Oktober besuchte, merkte ich aber doch, dass sich meine Lunge so langsam an die Tropen angepasst hatte und ich deutlich mehr ertragen konnte als er. Nagut, vielleicht spielte die Tatsache, dass er, einen Jetlag von 7 Stunden Differenz hatte auch noch mit rein. ;)
Der erste signifikante Unterschied zu Berlin wurde mir dann jedoch klar, als wir das Fortbewegungsmittel sahen, das uns zu unserem Arbeitsplatz fahren sollte. Ein Motoradtaxi. Dabei handelt es sich um eine Art Anhänger auf zwei Rädern, in dem bis zu 3 Personen sitzen können und der von einem Motorrad gezogen wird.


Das ist hier das Fotbewegungsmittel Nr.1. Das heißt, wenn man kein eigenes Auto oder Motorrad hat, muss man entweder laufen oder sich ein Moto-taxi nehmen. Busse gibt es nur um in andere Städte zu gelangen, aber innerhalb der Stadt fahren keine Buslinien. Öffentliche Verkehrsmittel sind hier also nicht wirklich vorhanden.
Außerdem ist der Straßenverkehr sehr stark von Motorrädern geprägt. Autos sind hier wohl für die meistens Familien zu teuer oder bei der Hitze zu unpraktisch, also hat hier fast jeder sein eigenes Motorrad. Dieser starke individuelle Verkehr drückt sich auch in stark befahrenen Straßen im Stadtzentrum aus, wo es auch permanent laut und stinkig ist.




Fahrräder sind im Straßenverkehr übrigens Außenseiter. Kinder fahren mit ihren Rädern in den Nebenstraßen herum oder man betreibt das Fahrradfahren richtig als Sport, aber als Fortbewegungsmittel wird es hier nur von sehr wenigen Menschen genutzt. Ich gehöre mitterweile zu dieser kleinen Gruppe, auch wenn mir die permanenten Steigungen einiges abverlangen und ich manchmal nassgeschwitzt auf der Arbeit ankomme. Trotzdem find ich es super angenehm mit dem Fahrrad durch die Straßen zu brettern, weil man einfach so individuell in der Mobilität ist und nicht jedes Mal Geld fürs Moto-taxi zahlen muss. Der Verker ist auch nicht immer so gefähltich, wenn man weiß, welche Straßen man am besten fährt und im Zentrum ist sowieso an jeder Ecke eine Ampel, sodass die Motorräder gar nicht so schnell fahren können.


Lassen wir den Verkehr mal beiseite und widmen wir uns der Wohnsituation der "Tarapotinos", also der Bewohner Tarapotos. Dazu lässt sich erstmal sagen, dass ich nichts von dem, was ich gesehen habe besonders schlimm oder mitleiderregend finde.
Die Menschen leben hier grundsätzlich einfacher als in Deutschland, was sich an vielen Kleinigkeiten bemerkbar macht. Das Leitungswasser ist hier weder trinkbar, noch warm (was bei diesen heißen Temperaturen auch unsinnig wäre). Für die, die gerne warm duschen, wären die Tropen also nicht gerade anzuraten. Außerdem hat man als Deutscher gewöhnlicherweise auch die Erwartung, dass Wasser rund um die Uhr verfügbar sein muss. Das ist hier auch nicht der Fall. Von morgens bis 12 Uhr mittags gibt es Wasser. Dann wird das Wasser in der Zeit zwischen 12 und 4 Uhr abgestellt und kommt dann ab 4 wieder, um dann am Abend gegen 9 Uhr wieder abgedreht zu werden. Diese Zeiten können von Haus zu Haus natürlich variieren und gelten auch nicht für alle Haushalte. Die Mehrheit der Bevölkerung hat allerdings nicht den ganzen Tag fließend Wasser, was dazu führt, dass man in einem Eimer immer eine kleine Reserve für die Stunden ohne Wasser zurückstellt.


Des weiteren kann man sagen, dass die Haushalte hier einfacher ausgestattet sind. Zwar hat so gut wie jeder einen einigermaßen pasablen Fernseher und die meisten auch einen PC im Haus. Trotzdem fehlen bei den meisten Leuten Komfortmöbel wie z.B. Sofas oder Sessel, was natürlich auch daran liegt, dass man auf dem Stoff unheimlich schwitzen würde. Meine Gastfamilie hat z.B. lediglich einen Schaukelstuhl aus Stahl, versehen mit einer Kunststoffflechte.


Die Häuser liegen hier außerdem meistens sehr nah beinander und sind nicht sonderlich schalldicht, sodass man häufig laut hören kann, was der Nachbar für Musik hört oder welche Serie er sich gerade im Fernsehen anguckt. Glasfenster sind auch keine Selbstverständlichkeit und manchnmal hat man dann eben nur ein Moskitonetz als Fenster, was zwar vor Mücken aber nicht vor Lärm von der Straße schützt.

 
Laut meiner Gastfamilie lebe ich in einer der ruhigsten Ecken Tarapotos und es auch ist richtig, dass meine Straße (Jirón Miraflores, La Banda de Shilcayo), obwohl sie asfaltiert ist, relativ wenig befahren wird. Deswegen findet man hier abends auch sehr viele Fußball spielende Kinder auf der Straße, die bis spät in die Nacht draußen bleiben.


Um noch einmal auf den Punkt zurückzukommen, dass ich die Wohnsituation hier nicht so elendig finde. Dazu lässt sich sagen, dass natürlich viele Häuser hier nicht so gut verputzt sind, wie in Deutschland, die Türen einfacher zu knacken sind und darüber hinaus viele Häuser nur aus einem Stockwerk bestehen. Aber was ist daran so schlimm? Letzteres liegt auch daran, dass Peru Erdbebengebiet ist. Häuser werden extra nicht so hoch gebaut, weil sie schließlich bei einem starken Erdbeben einstürzen könnten.
Ich persönlich finde, dass es in Tarapoto nicht sonderlich große Unterschiede zwischen arm und reich gibt. Die Häuser der wohlhabenderen Schicht sind hier jetzt nicht wirklich edeler als ein Einfamilienhaus in Berlin-Blankenburg und die einfacheren Behausungen sind eben nicht so toll isoliert oder geschützt, aber mit Elend hat das auch nichts zu tun. Ich hab hier auch nur wenige Menschen getroffen, die sich über ihre Armut beschwert haben, aber gleichzeitig komme ich auch nicht mit Leuten in Kontakt, die über besonders viel Geld verfügen. Vielleicht liegt das auch daran, dass ich einfach nur keinen Zugang zu Menschen dieser "Klassenzugehörigkeit" habe, aber ich glaube ehrlich gesagt schon, dass die sozialen Unterschiede hier in Tarapoto (noch) nicht so groß sind wie z.B. in Arequipa oder anderen größeren Städten Perus. Aber vielleicht kommt das noch in Zukunft...

Zum Abschluss noch was anderes... 

Damit ihr euch vorstellen könnt wie heiß es hier ist, wollt ich schon längst mal ein paar Gradzahlen in meinen Blog schreiben. Da ich hier aber noch kein Thermometer gesehen habe, konnte ich da allerdings noch keine Angaben machen. Gestern hatte ein jedoch ein Freund meines Gastvaters sein IPad mit (ja, sowas gibt es hier auch ^^) und dort wurde natürlich auch die aktuelle Temperatur angezeigt. Um halb 8 abends, also anderthalb Stunden nachdem die Sonne untergegangen war,  waren es immer noch 31°C!
Tagsüber mussten es über 35 °C im Schatten gewesen sein und es war beileibe nicht der heißeste Tag hier in Tarapoto!

In diesem Sinne... Frohe Weihnachten!

Euer Rubén

Dienstag, 30. Oktober 2012

Umgezogen und gleich krank

Hey Leute,

ich hab ja jetzt schon etwas länger nichts mehr gepostet. Das liegt allerdings nicht daran, dass ich in letztet Zeit so viel zu tun hatte und dadurch keine Zeit mehr zum Schreiben finden konnte. Das war nämlich eigentlich eher umgekehrt der Fall. Entweder war die Lust einfach nicht da oder ich hatte eben zu der Zeit den Kopf mit anderen Dingen voll, die mich belastet haben. Aber kommen wir zum Wesentlichen, schließlich gibt es viel zu erzählen...

In meinem letzten Post habe ich ja schon angedeutet, dass Sophie und ich in nächster Zeit aus unserer wenig bequemen Behausung in der Aldea ausziehen werden. Mir waren die Ameisen einfach zu viel, die sich auf jede Art von Lebensmitteln und schmutziger Wäsche schmeißen und beim entfernen eine äußerst schmerzhafte Säure ausstoßen. Außerdem war die Wohnsituation nicht wirklich bequem und damit meine ich nicht nur die hauchdünne Matratze, sondern auch die Tatsache, dass wir immer rund um die Uhr von den Mitarbeitern der Aldea in Anspruch genommen werden konnten. Die Privatssphäre war natürlich auch erheblich eingeschränkt.

Nun ja, jetzt lebe ich seit ein paar Tage bei einem Deutschprofessor und seiner noch jungen Familie.
Sie besitzen ein kleines Haus mit einem Tante-Emmaladen, der der Frau gehört. Bisher erscheint mir die Wohnsituation ziemlich optimal und harmonisch. Die Familie ist supernett und offen, ich kann mich super mit ihnen unterhalten, was vielleicht auch daran liegt, dass mein Spanisch mittlweile sehr gut geworden ist und ich kann Ein- und Ausgehen wann ich will. Natürlich hat mich der Deutschprofessor u.a. auch deshalb so gerne aufgenommen, weil er sich erhofft ein bisschen besser deutsch von mir zu lernen. Trotzdem würde er mich jetzt nie zu einer bestimmten Uhrzeit dazu zwingen, mit ihm auf deutsch zu sprechen. Es existiert also kein Zwang. Das einzige, an das ich mich vielleicht noch gewöhnen muss, ist dass die Familie hier streng religiös ist. Das bedeutet hier, dass sie nicht katholisch sind, sondern einer "iglesia evangélica" angehören. Von dieser Art von Kirchen hab ich ja schon in einem anderen Post geschrieben und muss das jetzt nicht nochmal genauer ausführen.

Mein neues Zimmer mit einer schickbemalten Wand
 
Das Haus von draußen (rechts ist die Bodega)
 

Die Eingangstür
 

z.Zt. bin ich leider "etwas" krank, was bedeutet, dass ich erkältet bin und mir zusätzlich noch einen Parasiten namens Giardie eingefangen hab. Das ist auch mehr oder weniger der Grund, warum ich jetzt wieder zum Postschreiben gekommen bin, denn was gibt es langweiligeres als krank sein. Man kann ja eigentlich nichts machen, außer vielleicht Fernsehen gucken und auf dem Bett liegen. Dadurch dass ich Magenprobleme habe/hatte kann ich ja auch nichts wirklich leckeres essen und das schränkt natürlich das Wohlbefinden auch ein bisschen ein.

Ich war also gestern das erste Mal in Peru beim Arzt und hab mich untersuchen lassen. In der Stuhlprobe wurde dann der Parasit nachgewiesen, den bisher fast alle Freiwillgen in Tarapoto schon gehabt haben. Sozusagen war ich noch der letzte Standhafte vor Ort, der dem Parasiten Widerstand leisten konnte. Doch nun hats mich auch erwischt.
Lustigerweise geht es meinem Magen schon deutlich besser nachdem ich die Medikamente geschluckte habe, die Erkältung hingegen macht mir mehr zu schaffen. Husten, Schnupfen gepaart mit Halsschmerzen in den Tropen ist nicht gerade eine angenehme Sache. Schließlich ist es eigentlich die ganze Zeit heiß, aber gerade das ist das gefährliche, wenn man dann nachts dünnbekleidet einschläft und es am nächsten Morgen deutlich kühler geworden ist. Andererseits möchte man ja auch nicht bei über 30 Grad mit einem Schal in der Gegend rumrennen oder ständig heiße Getränke zu sich nehmen.

Doch wie kam diese Krankheit zu stande? Ich muss ehrlich sagen, ich weiß es nicht genau.
Am Wochenende waren Sophie und ich mit ihrer zukünftigen Gastschwester, einer peruanischen Deutschstudentin, in Moyobamba und haben uns von ihrer Familie schön durchfüttern lassen. Die Mutter konnte supergut kochen und hat uns zur Begrüßung erstmal einen Teller "Tallarín verde" (=grüne Nudeln...dabei handelt es sich um Nudeln in einer Art Spinat-Milch Soße, die ein bisschen an Pesto erinnert. Dazu wird meistens ein Rindersteak gereicht) gezaubert. Da dieses Essen allerdings hausgemacht war, sollte mir das keine Probleme bereitet haben. Der Parasit wird darüber hinaus vor allem über das Leitungswasser übertragen, doch auch das habe ich nicht getrunken. Also kann ich echt nicht sagen, was ausschlaggebend für meine Probleme gewesen sein kann.

Der "Tallarín verde", der mir definitiv nicht die Bauchschmerzen beschert hat
 
Diese Pizza Hawai wars wohl auch nicht

Die Erkältung kam wohl einfach daher, dass ich die Sensibilität meines Halsesunterschätzt habe, als wir am Wochenende nach Moyobamba gefahren sind und ich keinen Schal eingesteckt habe. Sofort war das Kratzen da und dies sollte sich dann schön weiterentwickeln. Also habe bin ich hier mit Hustensaft, Eukalyptusinhalation und Vitamintabletten genügend versorgt, sodass ich mich hoffentlich bald wieder rekuperieren kann.

Diese Woche wird auf jedenfall in jeder Hinsicht spannend, weil sich meine Arbeitssituation erheblich verändert und es abzuwarten bleibt, wie die Angestellten und die Mütter der Aldea mit unseren neuen Arbeitszeiten klarkommen. Insofern kann es dort auch bald zu einigen Streitereien oder eher Ungereimtheiten kommen. Denn Probleme werden hier sehr selten angesprochen...

Es grüßt euch euer Rubén


Dienstag, 16. Oktober 2012

Ein Lebenszeichen aus Tarapoto

Soooo,

da ich euch beim letzten Mal mit Berichten über das peruanische Bier und unser selbstgebackenes Brot abgespeist habe, wird es nun langsam mal wieder Zeit einen weiteren Erfahrungsbericht über die vergangene Woche zu schreiben.

Zunächst möchte ich meinen Status quo beschreiben: Ich wohne immer noch im Kinderdorf "Aldea Infantil Virgen del Pilar", das mir ein mittelgroßes Zimmer mit Bett und einer zum Schreibtisch umfunktionierten Krankenliege bereitgestellt hat. Über die Zimmergröße kann ich eig. nicht klagen, weil meine Mitfreiwillige Sophie in einem noch viel kleineren Zimmer wohnt. Dafür kommen bei mir leichter Kakerlaken und Ameisen rein. ^^
Letztere haben mich auch schon häufig zum Verzweifeln gebracht. Immer wenn man auch nur einen winzigen Essensrest irgendwo liegen lässt oder seine eingekauften Lebensmittel nicht mit mehreren Platiktüten umhüllt, dann sind nach wenigen Stunden schon Unmengen an Ameisen an diesem Ort. Letztens war z.B. mein Koffer voll mit Ameisen, weil ich einen Essensrest von einem Gummibärchen im Koffer liegen hatte. Das Entfernen ist dann natürlich auch eine enorme Arbeit, die man möglichst nicht mit den Fingern machen sollte, weil die Ameisen eine ziemlich agressive Säure haben, die ganz schön wehtun kann.
Naja wenn man sehr gründlich sauber macht und alles immer schön sicher verpackt, dann sollte auch eigentlich nichts passieren, aber erstens hab ich da irgendwie auch keine Lust drauf und zweitens hab ich das Gefühl, dass mein Zimmer zusätzlich ziemlich nah dran an einem Ameisennest ist.

Zum Glück ist das Zimmer in der Aldea auch nur vorübergehend mein Zuhause. Obwohl ich mittlerweile defintiv sagen kann, dass mir die Arbeit mit den Kindern viel Spaß macht und ich hier gerne bin, so ist es doch schöner wenn man nach Feierabend auch mal den Arbeitsplatz verlassen kann und dann auch mal nicht für die Kinder mehr verfügbar ist. Manche verstehen das nämlich auch am Wochenende nicht, dass wir da keine Arbeitszeiten mit ihnen haben und planen uns dann in ihre Aktivitäten mit ein.

Deswegen sind Sophie und ich schon etwas länger jetzt auf der Suche nach neuen Wohnsitzen. Für mich käme bevorzugt entweder eine Gastfamilie oder eine Art WG zusammen mit peruanischen Studenten in Frage. Doch weder des eine noch das andere lässt sich hier in Tarapoto so leicht finden. Meistens stößt man auf eizelne Zimmer, die zu vergleichsweise billigen Mietpreisen vergeben werden (ca. 50-80€ monatlich). Da ich aber gerne für mich selbst kochen würde und man in den meisten Fällen die Küche der Vermieterin/des Vermieters natürlich nicht mitnutzen darf, gestaltet sich die Suche etwas schwierig. Jetzt haben wir über unsere Mentorin vor Ort Kontakt zu einer peruanischen Deutschstudentin aufgenommen, die auch gerne einen deutschen Freiwilligen aufnehmen würde. Sie wohnt mit ihrem Bruder zusammen in einem Haus etwas außerhalb der Stadt und hat noch Platz für eine weitere Person. Darüberhinaus hat sie aber noch bei ihren Studienkollegen an der Uni nachgefragt, die natürlich alle gewissermaßen Interesse daran haben, einen deutschen Freiwilligen aufzunehmen, weil sich ihre sprachlichen Kompetenzen dadurch auch verbessern können.
Also gibt es z.Zt. echt schon einige gute Möglichkeiten, wo wir in Zukunft unterkommen könnten. Da die eben genannten Studenten nur mit ihren Geschwistern und ohne ihre Eltern leben, sollte es meistens auch nicht zu Problemen bezüglich der Heimkommenszeit kommen. Letzteres kann einem in einer Gastfamilie nämlich noch am ehesten passieren. Man muss eben immer gucken, ob man in dieser Hinsicht gut zusammenpasst. =)

Das Wochenende

Dieses war anders als die vorigen. Das lag vor allem daran, dass mich mein Vater in Tarapoto besucht hat und ich ihm ein bisschen die Stadt und die Umgebung von Tarapoto gezeigt hab. Nun ja die Stadt Tarapoto ist jetz ja wirklich nich besonders spannend, spontan fällt mir nichts ein, was ein Tourist hier unbedingt sehn muss. Trotzdem ist es meiner Meinung nach interessant ein bisschen durch die Straßen zu ziehen, um ein Gefühl von der Stadt und dem Leben hier zu bekommen.
Da es hier in der Stadt jedoch nur so von Motorrädern und herumstreunernden Hunde wimmelt, war mein Vater nicht besonders von meiner Idee begeistert, zur Plaza de Armas zu laufen.
Hinzu kam dann natürlich noch die tropische Hitze, die an diesem Wochenende eigentlich relativ schwach war.
Also stiegen wir nach einer Weile dann doch auf ein Motorradtaxi um, dass uns zum Hauptplatz bringen sollte. Dort hatten wir auch schon schnell alle relevanten Besuchsorte abgehakt und schon bald gings in ein ganz nettes peruanisches Restaurant, wo ich meinem Vater das für die Gegend typische Gericht "Cecina con tacacho" probieren ließ (Tacacho sind Knödel aus frittierten Kochbananen und Cecina ist gegrilltes Schweinesteak). Beim Essen wirkte er dann etwas zufriedener als noch wenige Stunden zuvor und wir ließen den Tag noch schön ausklingen. Der Abend endete dann natürlich relativ früh, weil mein Vater noch mit seinem Jetlag von 7 Stunden Zeitumstellung zu kämpfen hatte.
Am zweiten Tag hakten wir dann alle wichtigen Touristenziele in der Nähe von Tarapoto ab. Wir fuhren zu den "Cataratas de Ahuashiyaco" (Die Wasserfälle, wo ich mir den kleinen Zehnagel abgebrochen hab =/ ) und liefen durch eine Art Nationalpark, wo es auch Tiere zu bestaunen gab. Der "Oso de anteojos" (Brillerbär) wurde dort z.B. im Käfig gehalten genauso wie zwei Pumas und einige Affen. Leider gab es dort keine wilden Tiere zu bestaunen, aber das wäre in manchen Fällen ja auch etwas gefährlich gewesen.





mitten im Wald war einfach so eine Schaukel...die Gelegenheit hab ich natürlich gleich genutzt =)


Als letztes waren wir noch in Lamas, einer kleinen Stadt in der Nähe von Tarapoto, wo noch sehr viele indigene wohnen. Ausgerechnet an diesem Tag war auch gerade eine traditionelle Hochzeit von Einheimischen. Die "Lamistas" zu traditioneller Musik tanzen zu sehen war natürlich auch sehr interessant und bei der Gelegenheit haben wir auch zwei Freiwillige aus Lamas getroffen.
Insgesamt war es auf jeden Fall ein sehr schönes Wochenende und natürlich auch mal ne ziemliche Abwechslung für mich. ^^^
Außerdem weiß mein Vater jetzt wo ich ein Jahr arbeiten und leben werde. Naja letzteres nach den letzten Entwicklungen wohl nicht mehr ganz. =)

Machts Gut... ich bleib weiter stark hier
euer Rubén

 
 
Lamas vom Aussichtspunkt aus

Mittwoch, 10. Oktober 2012

Von Bier, Brot und Kaiserschmarrn

 
 1.Teil: "La Cerveza Peruana"
 
In Peru gibt es natürlich nicht eine so große Vielfalt an Biersorten, wie in Deutschland, das ist ja auch alles andere als normal bei uns. Die drei am häufigsten verkauften Biersorten "Cristal", "Cusquena" und "Pilsen Callao" gehören zudem noch zu ein und der selben Brauerei mit dem Namen "Backus".
Das Pilsen Callao Bier wurde übrigens genauso wie die Cusquena von einem deutschen gegründet.
 
 
 

Das "Brahma" Bier kann man hier neben den 3 großen Biersorten in eigentlich jedem kleinen "Tante Emma" Laden kaufen. Es kommt aus Brasilien und wird in ganz Lateinamerika vertrieben. Da es billiger als die Backus-Biere ist, wird es auch viel gekauft. Ich finde es nicht besonders lecker!
 

 
Es gibt noch ein paar "alternative" peruanische Biersorten, an die ich mich allerdings noch nicht rangetraut habe. Das liegt unter anderem daran, dass es die meistens nur in den großen Supermärkten gibt und nicht wie die traditionellen in jedem Straßenladen.
 
"Tres Cruces" (dt. drei Kreuze) gehört zu Ajegroup. Das ist ein peruanischer Konzern, der unter anderem Kola, Wasser und andere Biersorten produziert.
Die von Ajegroup produzierte "Kola Real- KR" macht in Lateinamerika schon Coca Cola gefährlich Konkurrenz.

 
Dieses Bier hab ich auch noch nicht probiert und ich weiß auch ehrlich gesagt  nicht, von welcher Brauerei es stammt. Ich fand es nur lustig, dass auf dem "Club"- Bier die bayerischen Rauten abgebildet sind nur in grün.
 
 
Insgesamt bevorzuge ich auf jeden Fall das deutsche Bier, weil es eine viel größere Auswahl bei uns gibt. Außerdem ist es hier echt schwer ein Bier mit einem schönen herben Geschmack zu finden. Meistens handelt es sich bei den verkauften "cervezas" um Mädchenbier. Naja aber von den peruanischen Biersorten finde ich das "Cristal" noch am besten. Vielleicht finde ich ja noch ein besseres. Mal schauen.   
 
2. Teil: Brot
 
Am letzten Freitag hatte endlich mal die Bäckerei im Kinderdorf geöffnet und eine der Familien wurde damit beauftragt, für das Kinderdorf Brot zu backen. Das war natürlich eine perfekte Gelegenheit für mich, da ich schon lange darauf gewartet hatte, das mitgebrachte Roggenmehl und den Sauerteig zu verbrauchen. Also beschlossen Sophie und ich, uns der Familie anzuschließen und unsere eigenen Brote auf deutsche Art zu backen. Dazu bereiteten wir noch eine Pizza vor. Während ich den Teig knetete, kochte Sophie die Tomaten für die Pizza. So hatten wir eine relativ efektive Arbeitsteilung, auch wenn das Kochen der Tomaten länger als geplant brauchte.
 
                                

Da läuft einem doch echt das Wasser im Mund zusammen, wenn man daran denkt, gleich in die knackige Kruste des Brotes zu beißen. Beim Gedanken an den schönen sauren Teig und das Roggenmehl wird einem schon klar, wie sehr man seine Kultur manchmal vermissen kann. Im Essen äußert sich das meistens ziemlich schnell.
 
3.Teil: Kaiserschmarrn
 
Unsere letzte Woche stand ganz im Zeichen des selbstständigen Kochens. Im Gegensatz zu den Wochen davor haben wir einfach aus z.T. selbst gekauften Zutaten unsere Speisen selbst gekocht. Dieser Wandel hin zu mehr Freiheit und Selbstständigkeit liegt unter anderem daran, dass Sophie eine besonders liberale Mutter an ihrem Tisch erwischt hatte, die sich meistens auch etwas eigenes kocht. Wir waren also nicht mehr strikt an das Essen gebunden, was die Kinder jeden Tag dreimal essen müssen. Stattdessen konnten wir uns jeden Tag unseren eigenen Salat zubereiten und manchmal haben wir dann auch etwas völlig anderes gekocht wie die Pizza am Freitag und den Kaiserschmarrn am Mittwoch.
Ich weiß ehrlich gesagt auch gar nicht mehr wie es dazu gekommen ist, aber irgendjemand von uns muss die Idee gehabt haben, einen Kaiserschmarrn zum Abendessen zu machen. Da das Kinderdorf alle nötigen Zutaten parat hatte, mussten wir nichts extra einkaufen. Trotzdem mussten wir etwas improvisieren, weil es z.B. nur Maismehl zum backen hab. Trotzdem kam dann am Ende ein echt leckeres Ergebnis bei raus, auch wenn das Maismehl natürlich einen ganz anderen Geschmack als das Weizenmehl hat.
 
 
 



Freitag, 5. Oktober 2012

Ein Wochenende im Zeichen des Herrn

Soo Leute,

ich schulde euch ja noch den zweiten Teil meines aufregenden Wochenendes, den ich schon in meinem Post "Ein Tag der Extreme" angekündigt hatte. Des weiteren würde ich gerne die Gelegenheit nutzen,um ein paar neue Bilder hochzuladen.

Wo fange ich am besten an...

Die Schmerzen von meiner Verletzung am Samstagnachmittag hatten ja im Laufe des Tages nachgelassen und am Sonntagmorgen war eigentlich alles wieder relativ in Ordnung. Sophie und ich machten uns in die Innenstadt auf mit dem Ziel.... ja mit welchem Ziel eigentlich? Ich weiß es ehrlich gesagt gar nicht mehr genau, aber zumindest kaufte ich mir eine Badehose für 15 Soles(ca. 5€), die der Verkäufer zunächst für 20 Soles verkaufen wollte. Ich hab dann versucht einen auf Mitleidstour zu machen und hab ihm gesagt, dass ich nur 15 Soles bezahlen kann. Daraufhin hat er dieses Angebot ohne lange zu überlegen angenommen. Es wäre also interessant gewesen zu schauen, wie tief ich noch hätte runterhandeln könnnen. ^^
Nachdem ich mich mit einem Bananenburger (ist nur zu empfehlen) gestärkt hatte, sind wir dann zu Fuß bis zur Plaza de Morales (so heißt der Teil von Tarapoto, in dem ich wohne und arbeite) gelaufen, um die Misswahlen "Miss Morales" zu verfolgen, doch leider war dort gar nichts los. Am Vormittag waren wir schonmal auf der Plaza gewesen und da hatten uns ein paar Peruaner gesagt, dass die Misswahlen um 4 Uhr Nachmittags beginnen würden. Als wir nun um 4 Uhr auf der Plaza standen, mussten wir erfahren, dass die Misswahlen leider schon am Samstag gewesen waren.

Trotzdem war viel los auf der Plaza, denn einige "iglesias evangélicas" (heißt übersetzt evang. Kirche... in Wirklichkeit handelt es sich dabei aber um sektenähnliche Kirchen) spielten laute Rockmusik. Zu gern würde ich euch noch ein paar Videos von dem christlichen Open Air Konzert zeigen, doch es dauert hier schon lange genug, Bilder hochzuladen, deswegen will ich mich jetzt nicht mit dem Hochladen eines Videos quälen.

 
Es war für mich extrem ungewohnt christliche Lieder mit rockigen Melodien kombiniert zu hören, da man ja normalerweise mit Kirche eher Orgelmusik assoziieren würde. Aufgrunddesssen ist es aber auch kein Wunder, dass mir die Religion in Peru viel jugendnäher vorkommt als in Deutschland. Das Open Air Konzert mündete dann am Ende in einer gemeinschaftlichen Massenkundgebung der Gemeinde.
Eine große Menschenmenge versammelte sich mit großen Schildern, auf denen christliche Botschaften wie z.B. "lest die Bibel!" standen. Ehe ich's mir versah hatte Sophie dann auch ein Schild in der Hand, das ihr ein Mann aus der Menschenmenge geschenkt hatte. Es folgte eine Art Call and Response mit der Menschenmenge, die die christlichen Kundgebungen von der Bühne wiederholten bzw. beantworteten. "Que cristo vive!" (Das Christus lebt!) oder "Que el vive para siempre!" (Dass er für immer lebt!) wurde z.B. sehr oft geschrien.

 
 

Diese Musikveranstaltung der "iglesias evangélicas" aus Morales dauerte noch den ganzen Abend an und ich zog mich vorübergehend erstmal wieder auf mein Zimmer in der aldea zurück. Sophie hat dann ihr Schild mit der Botschaft weiterverschenkt.
Am Abend zog es mich dann trotzdem nochmal zur plaza, um das Ende des Kirchenkonzerts verfolgen zu können. Dabei machten Sophie und ich einige neue Bekanntschaften. Die Jugendgruppe einer "iglesia evangélica" war bei den Konzerten auch präsent gewesen und ein Mädchen aus der Gruppe fing ein Gespräch mit Sophie an. Daraufhin kam heraus, dass dieses Mädchen in der Saftbar arbeitet, in die wir nach dem Fitnessstudio immer gehen. Schleunigst hatte sich die ganze Jugengruppe um uns herum versammelt, die aus jungen Leuten zwischen 14 und 22 Jahren bestand. Ich hatte auch schon ganz interessante Gespräche mit einigen Jungs/Mädchen und am Ende luden sie uns noch zu ihrem Jugendtreff am Samstag ein.
Da am kommenden Wochenende große Festivitäten in Morales sindund unter anderem "Sonido 2000" live auf der plaza spielt(Es handelt sich dabei um eine relativ bekannte peruanische Sängerin aus Tarapoto), weiß ich allerdings nicht ob es zu einem Treffen in deren Gemeinde kommen wird. Außerdem weiß ich auch noch nicht, wie streng religiös sie sind, also sind noch einige Fragen offen.

Trotzdem muss ich sagen, dass ich echt überrascht bin, wie offenkundig die Menschen hier ihren Glauben oder ihre Religion zur Schau stellen. Eine solche Darstellung ist für mich sehr ungewohnt und manchmal auch unangenehm, weil ich eigentlich eine andere Vorstellung von Glauben habe. Aber jedem das seine....
Um unsere gleichen Handys unterscheiden zu können, haben Sophie und ich sie jeweils ironischerweise mit Jesus bzw. Maria-Stickern versehen, die bei der christlichen Kundgebung am Nachmittag auch gleich gut ankamen. =D

So sehen unsere Handys jetzt aus, das rechte ist meins!^^
 
 

Auf dem Schild steht: "Bitte hier nicht urinieren!" Da konnt ich der Versuchung echt nicht widerstehen =)
 
 
Also hab ich das Wochenende nun komplettiert und das neue Wochenende rückte schon immer näher. Schließlich ist es schon Freitag. Bei der Gelegenheit wollte ich Neefi nochmal nachträglich zum Geburtstag gratulieren und sry, dass ichs am 4. vergessen hab.
 
Euer Rubén 

Montag, 1. Oktober 2012

Ein Tag der Extreme

Bereits drei Wochen sind im Kinderdorf vergangen und so langsam bekomm ich das Gefühl, hier angekommen zu sein. Wie jeden Montag ändert sich für die Freiwilligen im Kinderdorf die Familie, in der sie essen werden. Letzte Woche hab ich mit der Familie "Bondad" (Güte) gegessen, diese Woche wechsel ich an den Tisch der Familie "Carino" (Zuneigung), wo ich essen und hinterher abwaschen werde.

Doch zunächst sollte ich euch von meinem Wochenende erzählen, das gerade zu Ende gegangen ist. Es war sehr ereignisreich und hat mir viel neue Erfahrungen gebracht...

 

Am Freitagabend kam Annika, eine andere Freiwillige aus Tarapoto mit ihrem Gastbruder zu uns ins Kinderdorf, um mit Sophie und mir die Planung des Wochenendes zu besprechen. Wir einigten uns darauf, am Samstag um 1 Uhr gemeinsam zu einem "centro turístico" (touristisches Zentrum) außerhalb der Stadt zu fahren. Die Fahrt dorthin war dann auch teurer als ich gedacht hatte. Für jeden von uns kostete der Spaß 30 Soles (=ca. 10€) und dann mussten wir noch 3 Soles Eintritt bezahlen. Da das Schwimmbad im "centro turístico" geschlossen war, haben wir uns spontan dazu entschieden, zu den Wasserfällen von Ahuashiyacu zu fahren. Das ist ein sehr beliebtes Touristenziel in der Nähe von Tarapoto und dort kann man auch im Wasser der Wasserfälle baden.
Mir hat das Baden dort gefallen, weil das Wasser ungewöhnlich kühl und erfrischend war. Ganz im Gegensatz zum Flusswasser, welches um die 30 Grad heiß war. Sophie hingegen fand das Wasser dort ein wenig zu kalt. ^^

 
Dann aber, als ich von einem Felsvorsprung aus einer Höhe von 2 Metern ins Wasser springen wollte, passierte etwas äußerst unangenehmes. Ich bin auf den nassen Steinen ausgerutscht und hab mir dabei eine Schnittwunde und eine Prellung am linken Arm zugefügt. Außerdem hab ich mir einen Zehnagel abgebrochen, was noch um einiges mehr wehgetan hat.
Damit war der Tag eigentlich erstmal fürn Arsch, weil es wirklich höllisch geschmerzt hat und ich die ganze Zeit barfuß laufen musste, weil meine Wunde am kleinen Zeh noch weiter geblutet hat.
Wir sind dann was essen gegangen und mit der Mahlzeit wurden die Schmerzen auch weniger, doch trotzdem dauerte dieses unangenehme Gefühl im Zeh noch den ganzen Nachmittag an.
Deswegen hatte ich leider dann auch nicht mehr so viel von den schönen Wasserfällen und der ganzen Umgebung.

Doch dieser außergewöhnliche Tag sollte noch nicht vorbei sein....
Am Abend verabredeten wir uns in der gleichen Zusammensetzung, um in den Zeppelin Pub zu gehen.
Dazu bedarf es jetzt eine kleine Vorgeschichte: Der Zeppelin Pub ist eine Bar, in der vorallem Rockmusik der 80er Jahre gespielt wird. Als ich mal mit Sophie vorbegeschaut habe und erzählt hab, dass ich Trompete spiele, hat er mich gleich eingeladen mal bei ihnen vorzuspielen. Und so kam der Kontakt zu Stande. Am Samstagabend spielt nämlich immer eine Liveband Musik ab halb 12 und ich sollte als Solist etwas auf meiner Trompete vorspielen...

Also zogen wir wieder zu viert los, ich mit meiner Trompete. Eigentlich war ich vorher schon fast eingenickt und hatte auch wenig Lust mitzugehen, doch ich dachte mir, dass die anderen ja schließlich hauptsächlich wegen meinem Auftritt dorthin gehen und so konnte ich schlecht fehlen. Also riss ich mich zusammen und ging mit. Und ich sollte es nicht bereuen.
Mit der gewöhnlichen Verspätung von einer halben Stund fing die Band dann so gegen 12 Uhr Nachts an zu spielen und ehe ichs mir versah, stand ich auf der Bühne mit meiner Trompete und wurde von dem Sänger namens "George" angekündigt. Die Band stimmte daraufhin gleich einen Blues Rythmus an und ich sollte nun improvisieren in einer Tonart, die ich nicht verstanden hatte. Nach kurzer Zeit stellte ich fest, dass es fis-Dur war, also alles andere als leicht zu spielen. =)
Auch wenn ich die impro eigentlich ziemlich verkackt habe, bekam ich am Ende doch starken Applaus von den Gästen und ich fühlte mich wie auf Wolke 7. Das ausgeschüttete Adrenalin flashte mich noch die ganze Nacht und ich fühlte mich einfach nur extrem gut. Die Schmerzen vom Nachmittag waren bereits wieder vergessen.
 

 

 

Was für ein Samstag! Und dabei fehlt der zweite Teil des Wochenendes noch, der mindestens genauso atemberaubend gewesen ist. Lasst euch überraschen wies weitergeht!

Euer Rubén