Dienstag, 16. Oktober 2012

Ein Lebenszeichen aus Tarapoto

Soooo,

da ich euch beim letzten Mal mit Berichten über das peruanische Bier und unser selbstgebackenes Brot abgespeist habe, wird es nun langsam mal wieder Zeit einen weiteren Erfahrungsbericht über die vergangene Woche zu schreiben.

Zunächst möchte ich meinen Status quo beschreiben: Ich wohne immer noch im Kinderdorf "Aldea Infantil Virgen del Pilar", das mir ein mittelgroßes Zimmer mit Bett und einer zum Schreibtisch umfunktionierten Krankenliege bereitgestellt hat. Über die Zimmergröße kann ich eig. nicht klagen, weil meine Mitfreiwillige Sophie in einem noch viel kleineren Zimmer wohnt. Dafür kommen bei mir leichter Kakerlaken und Ameisen rein. ^^
Letztere haben mich auch schon häufig zum Verzweifeln gebracht. Immer wenn man auch nur einen winzigen Essensrest irgendwo liegen lässt oder seine eingekauften Lebensmittel nicht mit mehreren Platiktüten umhüllt, dann sind nach wenigen Stunden schon Unmengen an Ameisen an diesem Ort. Letztens war z.B. mein Koffer voll mit Ameisen, weil ich einen Essensrest von einem Gummibärchen im Koffer liegen hatte. Das Entfernen ist dann natürlich auch eine enorme Arbeit, die man möglichst nicht mit den Fingern machen sollte, weil die Ameisen eine ziemlich agressive Säure haben, die ganz schön wehtun kann.
Naja wenn man sehr gründlich sauber macht und alles immer schön sicher verpackt, dann sollte auch eigentlich nichts passieren, aber erstens hab ich da irgendwie auch keine Lust drauf und zweitens hab ich das Gefühl, dass mein Zimmer zusätzlich ziemlich nah dran an einem Ameisennest ist.

Zum Glück ist das Zimmer in der Aldea auch nur vorübergehend mein Zuhause. Obwohl ich mittlerweile defintiv sagen kann, dass mir die Arbeit mit den Kindern viel Spaß macht und ich hier gerne bin, so ist es doch schöner wenn man nach Feierabend auch mal den Arbeitsplatz verlassen kann und dann auch mal nicht für die Kinder mehr verfügbar ist. Manche verstehen das nämlich auch am Wochenende nicht, dass wir da keine Arbeitszeiten mit ihnen haben und planen uns dann in ihre Aktivitäten mit ein.

Deswegen sind Sophie und ich schon etwas länger jetzt auf der Suche nach neuen Wohnsitzen. Für mich käme bevorzugt entweder eine Gastfamilie oder eine Art WG zusammen mit peruanischen Studenten in Frage. Doch weder des eine noch das andere lässt sich hier in Tarapoto so leicht finden. Meistens stößt man auf eizelne Zimmer, die zu vergleichsweise billigen Mietpreisen vergeben werden (ca. 50-80€ monatlich). Da ich aber gerne für mich selbst kochen würde und man in den meisten Fällen die Küche der Vermieterin/des Vermieters natürlich nicht mitnutzen darf, gestaltet sich die Suche etwas schwierig. Jetzt haben wir über unsere Mentorin vor Ort Kontakt zu einer peruanischen Deutschstudentin aufgenommen, die auch gerne einen deutschen Freiwilligen aufnehmen würde. Sie wohnt mit ihrem Bruder zusammen in einem Haus etwas außerhalb der Stadt und hat noch Platz für eine weitere Person. Darüberhinaus hat sie aber noch bei ihren Studienkollegen an der Uni nachgefragt, die natürlich alle gewissermaßen Interesse daran haben, einen deutschen Freiwilligen aufzunehmen, weil sich ihre sprachlichen Kompetenzen dadurch auch verbessern können.
Also gibt es z.Zt. echt schon einige gute Möglichkeiten, wo wir in Zukunft unterkommen könnten. Da die eben genannten Studenten nur mit ihren Geschwistern und ohne ihre Eltern leben, sollte es meistens auch nicht zu Problemen bezüglich der Heimkommenszeit kommen. Letzteres kann einem in einer Gastfamilie nämlich noch am ehesten passieren. Man muss eben immer gucken, ob man in dieser Hinsicht gut zusammenpasst. =)

Das Wochenende

Dieses war anders als die vorigen. Das lag vor allem daran, dass mich mein Vater in Tarapoto besucht hat und ich ihm ein bisschen die Stadt und die Umgebung von Tarapoto gezeigt hab. Nun ja die Stadt Tarapoto ist jetz ja wirklich nich besonders spannend, spontan fällt mir nichts ein, was ein Tourist hier unbedingt sehn muss. Trotzdem ist es meiner Meinung nach interessant ein bisschen durch die Straßen zu ziehen, um ein Gefühl von der Stadt und dem Leben hier zu bekommen.
Da es hier in der Stadt jedoch nur so von Motorrädern und herumstreunernden Hunde wimmelt, war mein Vater nicht besonders von meiner Idee begeistert, zur Plaza de Armas zu laufen.
Hinzu kam dann natürlich noch die tropische Hitze, die an diesem Wochenende eigentlich relativ schwach war.
Also stiegen wir nach einer Weile dann doch auf ein Motorradtaxi um, dass uns zum Hauptplatz bringen sollte. Dort hatten wir auch schon schnell alle relevanten Besuchsorte abgehakt und schon bald gings in ein ganz nettes peruanisches Restaurant, wo ich meinem Vater das für die Gegend typische Gericht "Cecina con tacacho" probieren ließ (Tacacho sind Knödel aus frittierten Kochbananen und Cecina ist gegrilltes Schweinesteak). Beim Essen wirkte er dann etwas zufriedener als noch wenige Stunden zuvor und wir ließen den Tag noch schön ausklingen. Der Abend endete dann natürlich relativ früh, weil mein Vater noch mit seinem Jetlag von 7 Stunden Zeitumstellung zu kämpfen hatte.
Am zweiten Tag hakten wir dann alle wichtigen Touristenziele in der Nähe von Tarapoto ab. Wir fuhren zu den "Cataratas de Ahuashiyaco" (Die Wasserfälle, wo ich mir den kleinen Zehnagel abgebrochen hab =/ ) und liefen durch eine Art Nationalpark, wo es auch Tiere zu bestaunen gab. Der "Oso de anteojos" (Brillerbär) wurde dort z.B. im Käfig gehalten genauso wie zwei Pumas und einige Affen. Leider gab es dort keine wilden Tiere zu bestaunen, aber das wäre in manchen Fällen ja auch etwas gefährlich gewesen.





mitten im Wald war einfach so eine Schaukel...die Gelegenheit hab ich natürlich gleich genutzt =)


Als letztes waren wir noch in Lamas, einer kleinen Stadt in der Nähe von Tarapoto, wo noch sehr viele indigene wohnen. Ausgerechnet an diesem Tag war auch gerade eine traditionelle Hochzeit von Einheimischen. Die "Lamistas" zu traditioneller Musik tanzen zu sehen war natürlich auch sehr interessant und bei der Gelegenheit haben wir auch zwei Freiwillige aus Lamas getroffen.
Insgesamt war es auf jeden Fall ein sehr schönes Wochenende und natürlich auch mal ne ziemliche Abwechslung für mich. ^^^
Außerdem weiß mein Vater jetzt wo ich ein Jahr arbeiten und leben werde. Naja letzteres nach den letzten Entwicklungen wohl nicht mehr ganz. =)

Machts Gut... ich bleib weiter stark hier
euer Rubén

 
 
Lamas vom Aussichtspunkt aus

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